"Betulia liberata" in Salzburg
Pfingstfestspiele starten mit Mozart
Zum vierten Mal stehen die Pfingstfestspiele in Salzburg im Zeichen von Neapel. Heuer tritt Mozart gegen seine Vorläufer aus Neapel an. Mit seiner "Betulia liberata" werden die heurigen Pfingstfestspiele eröffnet.
26. April 2017, 12:23
Mittagsjournal, 20.05.2010
Riccardo Muti als künstlerischer Leiter dieses kleinen zu den Salzburger Festspielen gehörenden Festivals hat verschiedene Klein- und Etwas-größer-Komponisten dem Vergessen entrissen und zum Teil sogar selbst szenisch aufgeführt.
Werk eines Vierzehnjährigen
Mozart war 14, als er während seiner Italienreise den Auftrag erhielt, "Betulia liberata" zu komponieren. Pietro Maetastasio, eben in Wien zum kaiserlichen Hofdichter ernannt, hatte das Libretto geschrieben: Es geht um die Jüdin Judith, die ihr Land Betulien aus der Hand der Assyrer befreit, indem sie deren Anführer Holofernes tötet.
Libretto mit 30 Vertonungen
Das Libretto war im 18. Jahrhundert ein Hit, 30 Komponisten haben es vertont, außer Mozart auch Niccolo Jommelli, Komponist aus Neapel, den Mozart auf jener Reise besuchte, auf der er auch den Kompositionsauftrag erhielt. Das brachte Riccardo Muti auf die Idee, die beiden Kompositionen auf dasselbe Libretto einander gegenüber zu stellen: Mozart szenisch am Freitag, 21. Mai 2010, Jommelli konzertant am Montag, 24. Mai 2010.
Obwohl Mutis Herz innig für die Neapolitaner schlägt, welches Werk das bessere ist, steht für ihn außer Zweifel: Mozart sei eben ein Genie und Jommelli schreibe schöne Musik, aber ausschließlich mit dem Kopf, meint Muti.
Rundes Gehäuse als Bühnenbild
Als azione sacra, also als geistliches Spiel hat Mozart sein Werk bezeichnet, viel Aktion im herkömmlichen Sinn gibt es allerdings nicht. Für seine Inszenierung hat sich Regisseur Marco Gandini ein rundes Gehäuse bauen lassen, mit gegeneinander verschiebbaren Wänden. So entstehen Innen- und Außenwelten, intime Räume und Platz für Begegnung zwischen dem Volk und den Protagonisten.
Auch Gandini zweifelt natürlich nicht an der außerordentlichen Qualität der Komposition, hält aber auch das Libretto für ein Meisterwerk, ein sprachliches Meisterwerk: Man dürfe nichts kürzen, sonst zerbreche alles.
Oper von Hasse
Es sind durchwegs junge Sänger und Sängerinnen, die die Aufführungen von "Betulia liberata" singen. Riccardo Muti musiziert beide Werke mit seinem Jugendorchester Luigi Cherubini. Nur konzertant wird ein weiteres Bühnenwerk aufgeführt, "Piramo e Tisbe" von Johann Adolph Hasse, der als Sachse innerhalb der Neapolitanischen Schule gilt.
Weiters gibt es bis Montag bei den Pfingstfestspielen noch ein Solistenkonzert, ein Chorkonzert mit Les Arts Florissant und den Film "Napoli è una canzone" mit elektronischer Livemusik.
Service
Salzburger Festspiele Pfingsten 2010, 21. bis 24. Mai 2010
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