350.000 Österreicher von Angehörigen gepflegt

Familie: "Größter Pflegedienst der Republik"

"Der größte Pflegedienst der Republik sind pflegende Angehörige" meint die neu gegründete "Interessensgemeinschaft pflegender Angehöriger". Diese pflegenden Angehörigen zu unterstützen, zu vernetzen, mit Informationen zu versorgen und bei der Politik Lobbying zu betreiben ist das Ziel der Interessensgemeinsschaft.

Mittagsjournal, 20.05.2010

Angehörige binnen kürzester Zeit am Limit

Pflege ist für viele ein Rund-um-die-Uhr-Job; meistens sind es Frauen, die ihre erkrankten, bettlägrigen oder einfach sehr alten Familienmitglieder betreuen; oft Jahre lang. Doch werde diese Pflegearbeit von Gesellschaft und Politik selten anerkannt, meint Birgit Meinhard-Schiebel von der neu gegründeten "Interessensgemeinschaft pflegender Angehöriger": "Pflegende Angehörige stehen nach sehr kurzer Zeit an ihren Grenzen. Sie geraten in Gefahr körperliche und psychische Schäden zu erleiden. ...durch Überforderung, emotionale Vereinsamung, durch Konfliktsituation mit ihren zu Pflegenden. Zusätzlich erleiden sie auch finanzielle Nachteile, weil sie oft aus dem Berufsleben ausscheiden und mit Kosten konfrontiert seinen, die ihnen niemand ersetzte."

Jede vierte Familie betreut jemanden

Es fehle an Information und Vernetzung, daher habe man die Interessensgemeinschaft gegründet. Schätzungsweise würden 80 Prozent der Pflegegeldbezieher - das seien 350.000 Menschen - von ihren Angehörigen versorgt, praktisch jede vierte Familie betreue ein Mitglied zuhause. Ihnen will man Unterstützung bieten und vor allem mit Informationen zur Seite stehen betont Harald Goldmann von der "Interessensgemeinschaft".

Pfelge daheim: Riesige Ersparnis für den Staat

Die Plattform wird unterstützt vom Österreichischen Roten Kreuz, das ein Sekretariat und Infrastruktur für drei Jahre zur Verfügung stellt. Werner Kerschbaum, stellvertretender Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, untermauert die Rolle der pflegenden Angehörigen mit Hochrechnungen zum finanziellen Wert der Pflege zuhause - verschiedene Studien gehen von 15 bis zu 45 Stunden pro Woche aus, die Angehörige Pflegearbeit leisten: "Wenn sie den unteren Wert hochrechnen auf ein Jahr, dann kommen sie auf einen Betrag von vier Milliarden Euro, den die pflegenden Angehörigen beisteuern zu diesem System. Das ist etwa so viel wie sie in ganz Österreich für mobile und stationäre Pflegedienste brauchen. Sie sehen, der größte Pflegedienst der Republik sind die Angehörigen."

Lobbying für Pflegende

Die "Interessensgemeinschaft pflegender Angehöriger" wird übrigens keine Pflegedienste leisten, sondern sie will informieren, vernetzen und bei der Politik Lobbying betreiben; längerfristig will sie sich über Mitgliedsbeiträge selbst finanzieren.

Interessensgemeinschaft pflegender Angehöriger

<http://www.ig-pflege.at/index.php>