Alternde Gesellschaft als Chance

Rotes Kreuz vor neuen Aufgaben

In Wien hat diese Woche eine internationale Konferenz von Rotem Kreuz und Rotem Halbmond stattgefunden. 250 Teilnehmer aus 52 Staaten diskutierten, welche Herausforderungen auf die Hilfsorganisationen zukommen werden. Österreichs Rotes Kreuz verlangt ein Umdenken beim Umgang mit alten Menschen.

Mittagsjournal, 17.04.2010

Franz Simbürger

Flüchtlinge und alte Menschen

Das Rote Kreuz in Österreich wird im Allgemeinen hauptsächlich als Rettungs- und Blutspendeeinrichtung wahrgenommen. Tatsächlich gehen die Aufgaben weit darüber hinaus. Der stellvertretende Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, Dr. Werner Kerschbaum verlangt in der Ö1 Reihe "Im Journal zu Gast" ein Umdenken und nennt als Schwerpunkte für die Zukunft: Flüchtlinge und ältere Menschen.

Mehr Hilfe für Migranten

Erstes Ergebnis der internationalen Konferenz in Wien sei, dass sich das Österreichische Rote Kreuz künftig mehr um Migranten kümmern wird. Im internationalen Vergleich sei Österreich untypisch mit seiner dominanten Position bei Rettung und Krankentransport. Startwohnungen für Flüchtlinge und medizinische Zentren für nichtversicherte Migranten seien ein ersten Anfang, sagt Dr. Werner Kerschbaum vom Roten Kreuz.

Ältere Menschen stärker einbinden

Zweites Ergebnis der Konferenz ist die stärkere Einbindung älterer Menschen in die Gesellschaf. Das Rote Kreuz will sich bemühen, ein positiveres Bild des Alterns in der Gesellschaft zu vermitteln. "Altern soll nicht immer nur mit Problemen in Verbindung gebracht werden", so Dr. Kerschbaum. Immerhin würden selbst Menschen über 80 überwiegend ohne fremde Hilfe leben.

Freiwillige Rot Kreuz-Helfer über 70

Ältere Menschen seien eine "wertvolle Ressource für die Gesellschaft. Wir wollen sie dazu motivieren, freiwillig für das Rote Kreuz zu arbeiten und anderen zu helfen. Daher sollten auch über 70jährige in die Freiwilligen-Arbeit eingebunden werden", sagt Rot-Kreuz-Vize Kerschbaum. Voraussetzung sei ein positiveres Bild alter Menschen in der in der Gesellschaft. Ältere seien in manchen Bereichen sogar besser als junge: Bei der Wohnungssuche für Flüchtlinge und im Besuchsdienst für Pflegeheime.

Anwaltschaft und Lobbying

Das Rote Kreuz Österreich wird sich deshalb stärker in der Anwaltschaft für bestimmte Personengruppen engagieren, Lobbying betreiben und eine Assistenzfunktion in Gesprächen mit Politikern und internationalen Organisation wie der UNO wahrnehmen. "Wir wollen in Zukunft gesellschaftspolitisch eine aktivere Kraft sein, die auf Missstände in der Gesellschaft hinweist und selbst zeigt, wie besser geht , in der Hospiz-Bewegung und bei betreuten Startwohnungen für Flüchtlinge", sagt Dr. Werner Kerschbaum, stellvertretenden Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes.