Doyen der Architektur

Friedrich Achleitner ist 80

"Der Achleitner" ist hierzulande so etwas wie eine Institution. Als Doyen der österreichischen Architekturgeschichte verkörpert Friedrich Achleitner das zeitgenössische österreichische Architekturgewissen. Am 23. Mai 2010 feiert Friedrich Achleitner seinen 80. Geburtstag.

Kultur aktuell 22.05.2010

"friedrich wird eine flasche süßen grauen bieres trinken." Detailreich wird dieser Vorgang beschrieben und in die Tat umgesetzt - beim ersten literarischen cabaret anno 1958. Mit kurzen Lederhosen und gestreiftem Hemd steht Friedrich Achleitner da neben Gerhard Rühm auf der Bühne, auf einem weiteren Foto sieht man ihn ein Klavier zertrümmern.

Das waren die "wilden fünfziger Jahre" des Friedrich Achleitner mit der Wiener Gruppe. Geblieben sind Bücher wie "hosn rosn baa", Erinnerungen an die Kinderoper und geblieben ist ein Sprachbewusstsein, das die Texte des Architekturhistorikers Friedrich Achleitner bis heute auszeichnet. Der allerdings sieht zwischen der Arbeit des Dichters und der des Architekturpublizisten keine Verbindung.

Schreiben über Architektur

Unter dem Motto "Architektur und Dichtung" steht ein Abend im Wiener Architekturzentrum am 26. Mai 2010 - zum 80. Geburtstag von Friedrich Achleitner. Unter anderem auf dem Programm: ein Podiumsgespräch zum Thema "Von der Unmöglichkeit, über Architektur zu schreiben". Das tut Friedrich Achleitner seit bald 50 Jahren. Zunächst als Architekturkritiker.

Seit Mitte der 1960er Jahre unternimmt Friedrich Achleitner Expeditionen zur österreichischen Baukunst, er wandert durch Städte, Dörfer und Landschaften. Und so ist im Lauf der Jahrzehnte das umfangreichste heimische Architektur-Archiv entstanden und das Lebenswerk von Friedrich Achleitner: Vier Bände umfasst derzeit seine Dokumentation "Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert".

Drei Wien-Bände

Die letzten fünfzehn Jahre hat er damit zugebracht, Bauwerke in Wien zu dokumentieren. Im Herbst soll - mit rund 500 Seiten - der dritte und letzte Wien-Band erscheinen, zu den Bezirken 19 bis 23.

Bei Zsolnay sind vier Kurzprosabände von ihm erschienen - Texte von einem Meister der kurzen Form, ausgestattet mit Witz, einem Hang zum Absurden und einer guten Portion Ironie.

Textfassung: Ruth Halle