Geheimhaltung soll abgeschafft werden

Debatte um Homosexuelle in US-Armee

In den amerikanischen Streitkräften gibt es keine Homosexuellen. Zumindest auf dem Papier. Denn obwohl Soldaten beim Eintritt ins Militär viele persönliche Daten bekanntgeben müssen, wird nach der sexuellen Orientierung nicht gefragt. Jetzt gibt es Bestrebungen, dies abzuschaffen.

Bei den Aufnahmegesprächen ist es sogar verboten, darüber zu sprechen, ob man Männer oder Frauen liebt. "Don't ask, don't tell", heißt diese Regel, also "Frag nicht, sag nicht". Dieses Schweigegebot wurde von der Clinton-Regierung im Jahr 1993 erfunden, damit auch Homosexuelle im Heer arbeiten können. Nun soll es aber abgeschafft werden. Denn Schwule und Lesben haben genug davon, dass sie ihre Lebensweise geheim halten müssen.

Mittagsjournal, 28.5.2010

Gleichberechtigung von Minderheiten

In keinem Land der Welt ist Diskriminierung so verpönt wie in den USA. Der Kampf um die Gleichberechtigung von Minderheiten, gesellschaftlichen Randgruppen und Frauen ist eine der Traditionen, auf die jeder Politiker stolz verweist. In den vergangenen 20 Jahren haben auch Homosexuelle ihre Rechte immer besser vertreten können. Und doch gibt es in der amerikanischen Gesellschaft eine stark konservative Strömung, die auf eine traditionelle, von der Bibel geprägte Ordnung und eine sehr rigide Sexualmoral setzt. Gesellschaftliche Fortschritte und persönliche Freiheiten haben vor allem beim Militär nichts verloren, meinen viele Amerikaner.

Sprechen verboten

Und so können zwar Frauen und Angehörige von Minderheiten bis in oberste Ränge aufsteigen, aber es ist bis heute verboten, dass ein schwuler Mann oder eine lesbische Frau dem Vaterland dienen. Die Clinton Regierung hat es den Homosexuellen zumindest ermöglicht, quasi unter Geheimhaltung eine Militärkarriere einzuschlagen. Wer aber über seine sexuelle Orientierung spricht, fliegt raus. Doch nun scheint sich eine Tür aufzutun, dass das Verbot überhaupt abgeschafft wird. Es sei unamerikanisch, sagt Senator Joe Lieberman: "Tausende Mitglieder der Streitkräfte sind aus dem Dienst gedrängt worden, nicht weil sie schlechte Soldaten, Matrosen oder Marines waren, sondern wegen ihrer sexuellen Orientierung. Und das ist unamerikanisch".

Bericht bis Dezember

Dagegen ist z.B. Senator McCain, der großen Schaden für die Moral und die Effizienz der Truppe befürchtet. Das Repräsentantenhaus hat mehrheitlich dafür gestimmt, das Verbot aufzuheben, auch im Senat wird Zustimmung erwartet, Präsident Obama und Verteidigungsminister Gates sind dafür. Allerdings gibt es Widerstand innerhalb des Militärs, und so wird die letzte Entscheidung bei den Streitkräften selbst liegen.

Bis Dezember soll ein Bericht erstellt werden, ob es schädliche Auswirkungen geben könnte, wenn offen schwule Männer und lesbische Frauen mit ihren Heterosexuellen Kameraden zusammenarbeiten und zusammen kämpfen. Erst 60 Tage nach diesem Bericht könnte das Verteidigungsministerium das Verbot aufheben, ab dann könnte es offiziell erlaubt sein, über Homosexualität zu sprechen. Freilich werden auch danach wohl viele schwule und lesbische Soldaten ihre Vorlieben lieber für sich behalten.