Sambische Händlerinnen entdecken China

Mal eben nach Peking ...

Während die Welt noch debattiert, ob chinesische Investoren in Afrika die Rettung oder den Untergang des Kontinents einläuten, haben sambische Geschäftsfrauen längst ihre ganz eigenen Handelsbeziehungen mit China aufgebaut.

Billige Waren direkt von der Quelle

Eine dieser Geschäftsfrauen ist die 45-jährige Elizabeth Mulenga. Sie trägt weder ein Business-Kostüm, noch hat nennt sie ein Blackberry ihr eigen. Die ehemalige Lehrerin sitzt im Hof hinter ihrem Haus in einem Stuhl aus Draht und inmitten unzähliger Töpfe und Eimer mit Hühnerfutter. Das Haus steht in Mpatamato Extension, einem Bezirk der Stadt Luanshya im sambischen Kupfergürtel.

Mit breitem Lachen und ausladenden Gesten erzählt Mulenga, wie sie 2005 das erste Mal nach China reiste, an die Quelle, wie sie sagt, wo alles am billigsten ist: "Ich habe Kleidung gekauft und Handys. Viele Handys. Ich war eine der ersten, die Handys nach Luanshya gebracht haben." Geld hatte sie damals nicht wirklich. Zu den mageren Ersparnissen nahm sie einen Kredit auf, legte Geld mit Freundinnen zusammen und nahm Anzahlungen von örtlichen Ladenbesitzern entdecken. Waren aus China sind in Sambia heiß begehrt - vor allem, weil sie billig sind.

Unternehmerischer Mut

Und von dieser Nachfrage profitiert nicht nur Elizabeth Mulenga, sondern ein ganzes Netzwerk sambischer Frauen. Die meisten zählen sich zur unteren Mittelklasse, hatten also irgendwann mal ein reguläres Einkommen. Längst nicht alle haben eine abgeschlossene Schulbildung.

Was sie eint, ist ihr unternehmerischer Mut - und ihr Verhandlungsgeschick im Dschungel der in Sambia alltäglichen Korruption. Sie nutzen informelle Kontakte zu in der Region lebenden Chinesen, arbeiten untereinander als "Team" zusammen, und schaffen es so, mit minimalem Kapitalaufwand gute Geschäfte zu machen - trotz der erheblichen Kosten für Flug und Warentransport.

Von Streichhölzern bis Badewannen

"Manchmal tun sich vier oder fünf von uns zusammen, und eine fliegt mit dem gesammelten Bargeld nach Hongkong oder Peking", erzählt Mulenga. "Wir kennen den Markt und die Preise dort, wir haben chinesische Kontaktleute, die für uns Hotels, Taxis und Übersetzer organisieren."

Manche Frau fliegt mit weniger als 3.000 US-Dollar in der Tasche gen Osten, um alles zu kaufen, was die Sambier wollen: Streichhölzer, Kleidung, Handys, Kosmetikprodukte, Wasserhähne, Badewannen.

Qualität statt Ramsch

Doch es dauerte nicht lange, bis die Afrikaner herausfanden, dass ihr heimischer Absatzmarkt in China als zweitklassig gilt. Als sie Designerware kaufen wollten, versuchte man, ihnen billige Kopien anzudrehen. "Deshalb bin ich später lieber nach Thailand geflogen", erzählt Mulenga. Erst China, dann Thailand, dann Italien, Belgien, Frankreich.

Das Geschäft lief gut, bis irgendwann die drei Mulenga-Kinder alle gleichzeitig an der Universität studierten und die Studiengebühren die Gewinne der Mutter auffraßen. Jetzt ist sie pleite. Und fängt wieder von vorn an: Drei Räume ihres bescheidenen Hauses sind mit Hühnern und Dutzenden Küken belegt. Wenn die verkauft sind, will sie eine Bäckerei aufmachen und danach nach Europa reisen, um Qualitätskleidung zu kaufen - denn die Sachen aus China, das sagen ihre Kunden in Luanshya, gehen im Nu kaputt.