Ernst Ulrich von Weizsäcker "Im Journal zu Gast"
Nachhaltiges Wachstum leicht zu schaffen
Die Menschheit könnte mit einem Fünftel an Rohstoffen und Energie fünfmal so viel Wohlstand schaffen als es derzeit der Fall ist - diese These vertritt der Biologe und Physiker Ernst Ulrich von Weizsäcker. Er gilt als gesellschaftspolitischer Vordenker und als Pionier nachhaltigen Wirtschaftens.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 29.5.2010
Neue Klimakonferenz, wenig Hoffnung
Am Montag beginnt in Bonn eine UNO-Konferenz mit mehr als 4.000 Teilnehmern, bei der der nächste Weltklimagipfel Ende des Jahres in Mexiko vorbereitet werden soll. Doch die Aussichten auf ein globales Klima-Abkommen sind gering. Der UNO-Klimagipfel im Dezember in Kopenhagen ist weitgehend gescheitert, und wie es nach Auslaufen des Kyoto-Protokolls 2012 weitergehen soll ist völlig offen. Die EU ist jedenfalls nicht bereit, die Treibhausgase weiter zu reduzieren, wenn nicht auch die USA mitziehen. Denn Umweltschutz bremst das Wachstum und schafft Wettbewerbsnachteile - so lautet die Befürchtung.
"Faktor fünf - Formel für nachhaltiges Wachstum"
Der deutsche Biologe und Physiker Ernst Ulrich von Weizsäcker sieht das ganz anders: In seinem neuen Buch "Faktor fünf - Die Formel für nachhaltiges Wachstum" vertritt Weizsäcker die These, dass die Menschheit mit weniger Rohstoffen und Energie wesentlich mehr Wohlstand schaffen kann.
Weizsäcker ist überzeugt, dass Wohlstand und Umweltschutz keine Gegensätze sind. Mehr noch, die Menschheit könnte mit einem Fünftel an Rohstoffen und Energie fünfmal so viel Wohlstand schaffen wie heute. Erreichbar wäre dass mit mehr Effizienz und höheren Energiepreisen, sagt Weizsäcker. Der Energieverbrauch müsste jedes Jahr um einen kleinen Prozentsatz teurer werden. Weizsäcker regt konkret an, Treibstoffe in jenem Maß zu verteuern, wie neue Fahrzeuge effizienter werden.
Gesellschaftspolitischer Vordenker
Weizsäcker ist der Neffe des deutschen Alt-Bundespräsidenten und gilt als gesellschaftspolitischer Vordenker und Pionier des nachhaltigen Wirtschaftens. Er war Berater von UNO-Generalsekretär Kofi Annan und ist Mitglied des Club of Rome.