"mehr als Mailüfterl"
Arbeitslose: AMS-Chef Kopf sieht Entspannung
Der Vorstand des Arbeitsmarkt-Service, Johannes Kopf, zeigt sich für den Arbeitsmarkt vorsichtig zuversichtlich. Der Arbeitsmarkt stabilisiere sich, die Arbeitslosigkeit gehe ein wenig zurück. Grund für Jubel sei das aber noch nicht. Im Mai ist die Arbeitslosigkeit den dritten Monat in Folge gesunken.
8. April 2017, 21:58
"Österreich bei Schulungen noch immer top"
Im Gegensatz zu anderen Ländern habe Österreich schon in der Krise gegengesteuert. Deshalb sei die Arbeitslosigkeit in Österreich auch geringer gestiegen als in anderen Staaten. Doch wenn man jetzt , wie alle anderen sparen müsse, treffe das auch den Arbeitsmarkt. Trotzdem habe man das zweit- oder dritthöchste Budget für Qualifizierung, das es je in Österreich gegeben habe.
"Einstellungsbeihilfen nicht ausnützen"
In Zukunft werde man mehr auf Einstellungsbeihilfen für Firmen setzen als auf Schulungen. Kopf stellt den Betrieben jedoch die Rute ins Fenster: " Unternehmen, die mehrmals Einstellungsbeihilfen in Anspruch nehmen, die Dienstnehmer jedoch nach kurzer Zeit kündigen, wird diese Förderung gestrichen.
"Qualifizierung erhöht Chancen"
Das AMS werde das meiste Geld in die Qualifizierung von Arbeitssuchenden stecken. Menschen mit schlechter Qualifizierung hätten es ungleich schwerer auf dem Arbeitsmarkt. Gespart werden müsse, doch nicht einhundert Millionen Euro, wie kolportiert, sondern weniger, sagt Kopf. Es gehe darum, Mittel für die Mindestsicherung und neue Qualifikationen freizuschaufeln, weil der Markt jetzt ein andere sei.
"Green Jobs als Zukunftskonzept"
Die Zukunft liegt für Kopf im Umweltbereich: bei den "Green Jobs ", den Arbeitsplätzen mit besonderer Qualifikation im Umweltbereich. Auch von bestehenden Jobs würden grüne Qualifikationen erwartet. " Ein Installateur muss mit plötzlich mit Erdwärem und Solartechnik umgehen, ein Tankwart mit Hybridautos und Elektroantrieb. Daher brauchen wir Zusatzqualifikationen zu bestehenden Berufen."
Kosmetik statt echte Hilfe?
Die Schulungen des Arbeitsmarktservice werden oft kritisiert: sie würden nur dazu gebraucht, um die Arbeitslosenstatistik zu verschönern und das Gelernte würden den Jobsuchen nicht wirklich weiterhelfen - so lauten die bekanntesten Vorwürfe.
"Schulungen sind Erfolg"
Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer hält dieser Kritik Zahlen entgegen: so habe im Vorjahr - trotz Wirtschaftskrise - jeder zweite Jobsuchende, der an einer Schulung des Arbeitsmarktservice teilgenommen hatte, innerhalb von drei Monaten ein Arbeitsverhältnis begonnen. Schulungen und Qualifizierung seien entscheidend, um die Folgen der Wirtschaftskrise gering zu halten, sagt Minister Hundstorfer. 40 Prozent der Jobsuchenden haben lediglich einen Pflichtschulabschluss. Daher sei Nachqualifizierung notwendig. Und manche Arbeitsplätze seien unwiederbringlich verloren.
Sparen bei Arbeitslosen trotz Krise
Trotzdem soll in Zukunft bei den AMS-Schulungen gespart werden. Das Budget des Arbeitsmarktservice wird um 100 Millionen Euro schrumpfen, das hat Hundstorfer bereits angekündigt. Dazu soll der Schwerpunkt von Schulungen in Richtung Eingliederungs-Beihilfen verlagert werden. Dabei zahlt das AMS jenen Firmen, die einen Arbeitslosen einstellen, bis zu zwei Jahre lang einen Zuschuss zu den Lohnkosten. Ob die aktuelle Entspannung am Arbeitsmarkt anhält, wird man erst im Herbst wissen. Wirtschaftsforscher zweifeln daran, und rechnen auch 2011 mit steigender Arbeitslosigkeit.