Wulff soll Köhler nachfolgen
Deutscher Präsident:
Der Ministerpräsident des Bundeslandes Niedersachsen, Christian Wulff, soll neuer deutscher Bundespräsident werden. Die Parteien der Regierungskoalition aus CDU, CSU und FDP haben sich am Abend auf die Kandidatur des 50-jährigen CDU-Politikers geeinigt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 04.06.2010
Van der Leyen aus dem Rennen
Die Wahl Christian Wulffs in der Bundesversammlung am 30. Juni gilt als sicher. Er wird damit die Nachfolge des überraschend zurückgetretenen Präsidenten Horst Köhler antreten. Wulff hat Arbeitsministerin Ursula von der Leyen aus dem Rennen geworfen, die zuvor als Favoritin gegolten hatte.
"Mut in schwierigen Zeiten"
Bundeskanzlerin Angela Merkel war voll des Lobes für den Mann, der dazu ansetzt, das höchste Amt im deutschen Staat zu übernehmen: "Ich hab ihn kennengelernt als Menschen, der immer neugierig auf Menschen ist, der kreativ ist und auf die Menschen zugeht." Der solcherart Gelobte verkündet gleich zu Beginn sein Bemühen um Ausgleich und Optimismus: "Ich freue mich auf die Aufgabe. Ich denke, man kann die Menschen zusammenführen, Mut und Optimismus in schwierigen Zeiten machen."
Vom Rivalen Merkels zum Präsidenten
Christian Wulff halt als Rivale von Angela Merkel gegolten, als einer, der ihr die Kanzlerschaft streitig machen könnte. Dann sagte er, und das ist nicht lange her, dass er sich das Amt des Bundeskanzlers nicht zutraut. Jetzt ist er auf dem besten Weg dazu, protokollarisch bald über der Kanzlerin zu amtieren, mit wenig Macht, aber doch mit der Chance auf viel moralische Autorität ausgestattet. Christian Wulff, der Ministerpräsident von Niedersachsen, 51 Jahre alt, in zweiter Ehe verheiratet, auch Scheidung und zweite Eheschließung sind nicht lange her, ein Kind aus dieser und ein weiteres aus seiner früheren Ehe.
CDU-Länder machten Druck
Er soll nicht der absolute Wunschkandidat der Kanzlerin gewesen sein, aber die Ministerpräsidenten der CDU- regierten Länder hätten sich sehr stark für ihren Amtskollegen engagiert, heißt es, und damit die ursprünglich von Angela Merkel favorisierte Arbeitsministerin Ursula von der Leyen aus dem Rennen gedrängt. Da mag es mitgespielt haben, dass mancher nicht zwei Frauen auf den Posten von Präsident und Kanzler sehen wollte, noch dazu zwei evangelische. Jetzt ist alles austariert, die Kanzlerin Frau und evangelisch, der Präsident Mann und katholisch, und in der Berliner Bundesregierung können alle auf ihren gewohnten Posten bleiben.
Gegenkandidat ohne Chancen
Christian Wulff wird bei der Präsidentenwahl am 30. Juni aber auch einen Gegenkandidaten bekommen. SPD und Grüne, die der Regierungskoalition eine parteipoltisch dominierte Kandidatenauswahl vorwerfen, stellen nun als ihren gemeinsamen Kandidaten den früheren Pfarrer und DDR- Bürgerrechtler Joachim Gauck auf. Jahrelang war Gauck als Verwalter der alten DDR- Geheimdienstakten bekannt, er gilt als angesehen und honorig, wird aber nur Außenseiterchancen haben. Denn die Bundesversammlung, die Ende des Monats zur Präsidentenwahl antritt, dürfte aller Voraussicht nach mit einer ausreichenden Mehrheit für den Regierungskandidaten Christan Wulff ausgestattet sein. Der Einzug in das Schloss Bellevue, den Berliner Amtssitz des Bundespräsidenten, blüht ihm daher schon so gut wie sicher.