BMW für Le-Mans-Rennen gestaltet
Jeff Koons' Art Car
Im Pariser Centre Pompidou wurde der mittlerweile 17. Art Car des Münchner Autoherstellers BMW vorgestellt - gestaltet von Jeff Koons; ein Wagen, der nicht nur fürs Museum geschaffen ist, sondern am kommenden Wochenende beim 24-Stunden-Rennen im französischen Le Mans auch tatsächlich an den Start gehen wird.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 05.06.2010
Zu Klängen von Led Zeppelin kam, begleitet von Lichteffekten, unter einer silbrig glänzenden Folie Jeff Koons' Oeuvre zum Vorschein. Der Künstler, selbst eine Autonarr, hat dem Rennwagen ein Design verliehen, in dem Hunderte dynamische Linien in grellen Kontrastfarben auf schwarzem Grund konzentrisch auf die Spitze der Kühlerhaube zuführen - und tatsächlich selbst im Ruhezustand einen Eindruck von Bewegung und Dynamik vermitteln.
"Ich wollte rohe Kraft sichtbar machen", so Koons, "die Dynamik, die Energien und auch die Brutalität, die sich während eines Rennens einstellt. Ich habe bei BMW gearbeitet, im Design Departement, mit vielen Leuten gesprochen, um wirklich zu verstehen, wie diese Autos gebaut werden, für diese ganz besondere Existenz, für dieses eine Rennen für diesen Zeitabschnitt."
Lange Tradition
Koons, der im vergangenen Jahr in Paris für Aufsehen sorgte, als er seine Kitsch-Skulpturen in den Sälen des Versailler Schlosses verstreuen durfte, reiht sich mit diesem 17. Art Car in eine Tradition ein, in der Namen wie Frank Stella, Robert Rauschenberg, Andy Warhol oder A. R. Penck stehen.
"Das Centre Pompidou knüpft heute an eine alte Geschichte wieder an", sagt Alain Seban, Direktor des Pariser Centre Pompidou, "denn der dritte Art Car, der von Roy Lichtenstein, war hier gezeigt worden, und zwar 1977, im Jahr als das Centre Pompidou eröffnet wurde. Und das war kein Zufall, denn diese Idee der Art Cars beinhaltet eine Reihe von Werten und Prinzipien, denen wir hier sehr verbunden sind - zum Beispiel dass es keine Grenzen geben darf zwischen der bildenden Kunst, dem Design, der industriellen Kreation und der Architektur und die Idee, dass zeitgenössische Kunst unter die Menschen gebracht werden kann mit Hilfe eines so emblematischen, ja ikonenhaften Objekts, wie es das Automobil ist."
Entwickelt von Hervé Paulin
Das Konzept der "Art Cars" hatte vor mittlerweile 35 Jahren der Rennfahrer und Kunstauktionator Hervé Paulin entwickelt. Er überzeugte damals seinen Freund, den amerikanischen Künstler Alexander Calder, einen Rennwagen zu bemalen, den Paulin anschließend in Le Mans auch selbst fuhr.
"Ich hatte, als ich zu ihm kam, ein Spielzeugauto gekauft und er hat es sofort bemalt. Wir gingen in sein Atelier, er bedeckte es hier und dort mit Farbflecken und hat es mir zurückgegeben, nachdem er es wie einen Rugbyball in den Händen hin- und hergedreht hatte und sagte dann: Das ist es, übertragt es und ändert nichts, ich will es genau so."
Mythos und Ikone des Alltags
Das jetzt in Paris präsentierte Werk Jeff Koons' wird eingehen in die Sammlung der 17 Art Cars, die regelmäßig rund um die Welt reisen, zu Ausstellungen, die sich mit dem Thema "Automobil und Kunst" befassen, denn das Auto als gängiges Objekt und gleichzeitig Mythos und Ikone des Alltags war seit Beginn des 20. Jahrhunderts immer wieder Gegenstand künstlerischer Beschäftigung - angefangen bei den Futuristen, die wahre Oden auf das damals noch so neue Automobil und die Geschwindigkeit sangen, bis hin zum Betonporsche des Vorarlberger Künstlers Gottfried Bechthold oder zum französischen Bildhauer Cesar, der liebend gerne Autos zu Quadern pressen ließ.