Ein Werk zwischen Eros und Thanatos
Maler und Grafiker Paul Wunderlich gestorben
Seine Themen waren Eros und Tod, Ekstase und Zerfall. Ironie und Skepsis prägten den künstlerischen Blick Paul Wunderlichs, der in der Nacht zum Montag an seinem Domizil in der Provence im Alter von 83 Jahren an einem Gehirnschlag gestorben ist. Das hat die Paul-Wunderlich-Stiftung der Nachrichtenagentur dpa bestätigt.
8. April 2017, 21:58
Ein Skandal hatte den Maler und Grafiker 1960 berühmt gemacht: Die Bilder seines erotischen Lithographie-Zyklus' "qui s'explique" wurden von der Staatsanwaltschaft als unzüchtig beschlagnahmt. Das Museum of Modern Art in New York kaufte jedoch nicht nur den umstrittenen Zyklus, sondern auch die Folge "20. Juli 1944", die am Galgen hängende verstümmelte Körper zeigt und an die Hitler-Attentäter erinnert.
Mit Hamburg verbunden
Geboren wurde Wunderlich in Eberswalde bei Berlin. Nach Schule, Kriegsdienst und kurzer Kriegsgefangenschaft studierte er von 1947 bis 1951 an der Hamburger Kunsthochschule. Bereits 1951 wurde er dort mit der Leitung der Druckwerkstatt betraut und druckte unter anderem für Oskar Kokoschka und Emil Nolde.
Nach einem Aufenthalt in Paris kehrte er 1963 als Professor für Malerei nach Hamburg zurück, 1968 verzichtete er auf seine Professur und lebte seitdem als freier Künstler. Mit seiner Frau, der Fotografin Karin Székessy, wohnte er in Südfrankreich und Hamburg. In seiner Geburtsstadt Eberswalde wurde 2007 ein neues Verwaltungszentrum, das Paul-Wunderlich-Haus, eröffnet. Dort ist auch eine Ausstellung mit seinen Werken zu sehen.
Breites Oevre
Kritiker warfen dem Künstler, der auch Möbel, Leuchter, Porzellan und Schmuck entworfen hat, die Kommerzialisierung der Kunst vor. "Ich beging die Todsünde, die Grenzen zwischen Kunst und Kunstgewerbe zu überschreiten", sagte Wunderlich einmal. "Ob Sie hier ein Bild, eine Skulptur, einen Tisch, einen Leuchter, eine Teetasse oder Messer und Gabel sehen - alles ist von mir entworfen und in dem von mir geschaffenen surrealen Stil gehalten, den sie stets erkennen können. Ich hätte mich auf den Lorbeeren meines lithographischen Werks ausruhen können, doch das war mir nicht genug." Vor einigen Jahren überraschte Wunderlich mit einer von ihm bis dahin verschmähten Technik, der Kaltnadelradierung.