Euripides bei den Wiener Festwochen

Bondy inszeniert "Helena"

Im Wiener Burgtheater gibt es am Mittwoch, 9. Juni 2010 die Premiere des selten gespielten Stückes "Helena" von Euripides. Die Übersetzung stammt von keinem geringeren als Peter Handke, die Inszenierung von Festwochen-Intendant Luc Bondy.

Es handelt sich dabei um eine Koproduktion der Wiener Festwochen mit dem Burgtheater. Am Montagabend gab es bereits eine Voraufführung.

Mittagsjournal, 08.06.2010

Die ägyptische Helena

Bei der "Helena" von Euripides, einem späten Stück des griechischen Dramatikers der Antike, handelt es sich um ein Spätwerk, das nicht die griechische, sondern die sogenannte ägyptische Helena zum Thema hat. Denn die wahre Helena, die Gattin des Menelaos, wurde - dieser Sagenvariante nach - bereits vor dem Raub des Paris und dem sich anschließenden trojanischen Krieg vom Wind nach Ägypten entführt. Der Kampf um Troja wurde hingegen um ein Trugbild der Hera, einer falschen Helena geführt. Die Schauspielerin Birgit Minichmayr ist diese ägyptische Helena, Ernst Stötzner der Menelaos.

Was hat Regisseur Luc Bondy an diesem merkwürdigen Stück inszeniert, das kaum eine Entwicklung noch eine wirkliche dramatische Zuspitzung im Sinne der griechischen Tragödie enthält? "Die Mischung aus Tragödie und Komödie, dieser dramatische Zwitter", antwortet er.

Übersetzung von Handke

Ein Beweggrund war sicher auch, dass Peter Handke die Übersetzung erarbeitet hat, der sich schon an Aischylos und Sophokles versucht hat. Handke hatte von dem Stück schon durch den verstorbenen Germanisten Wendelin Schmidt-Dengler gehört und der Festwochen-Auftrag kam ihm da gerade recht. Seine Übersetzungsmethode hieß, so schreibt er, "einfach laufen lassen". Dem habe der "Rhythmus des Verstehens" vorauszugehen.

Doch wie viel versteht man noch von den mythologischen Bezügen und der Rolle des Chores? Karl Ernst Hermann hat jedenfalls eine interessante Bühne gebaut: ein Bücherturm, ein Grab, im Hintergrund leuchtet der Nil, während sich eine Lichtschiene von der Bühne bis hinauf in den Zuschauerraum zieht. Der Mädchenchor in leichten Sommerkleidchen sitzt an Schultischen. Wie ist denn die Beziehung von Regisseur Luc Bondy zum antiken Drama? Eigentlich habe er keine, es sei auch seine erste Inszenierung eines antiken Dramas und er habe keine Beziehung zur "hellenistischen Kultur", wie er das ausdrückt.

Als Menelaos in Ägypten landet, erkennt er seine wirkliche Frau zunächst nicht. Schließlich entfliehen Helena und ihr Mann per Schiff und durch eine List vor den Nachstellungen und Todesdrohungen des barbarischen Ägypterkönigs. Ob der Funke der Geschichte bei der morgigen Premiere zünden wird? Man wird sehen.