Debut von Hans Neuenfels an der Bayerischen Staatsoper

Medea in Corinto

Die Bayerische Staatsoper erlebte am 7. Juni, einen Abend der Sonderklasse. Der fast 70-jährige Regisseur Hans Neuenfels gab sein Debüt mit der "Medea in Corinto".

Unter keinem der früheren Intendanten durfte Neuenfels in München reüssieren. Erst Nikolaus Bachler, bei uns immer noch eher Klaus Bachler, seit 2008 Intendant der Münchner Oper und vorher Chef des Wiener Burgtheaters, holte Neuenfels in sein Haus.

Mit der "Medea in Corinto", einem unbekannten Werk des Ingolstädter Komponisten Giovanni Simone Mayr, uraufgeführt in Neapel 1813. Bislang inszenierte Neuenfels den Medea-Mythos vor allem für die Schauspielbühne.

Seine Arbeit in München gilt als Indikator, was bei seinem anderen Debütauftritt zu sehen sein wird: Wagners Lohengrin bei den Bayreuther Festspielen.

Naturvolk vs. moderner Gesellschaft

Wunderbar zart schweben die Töne über die Bühne. Medea und die Violine, bei dem Frühklassiker Giovanni Simone Mayr, ein Synonym für das Natürliche, das weiblich Empfindsame. Medea, das ist bei Mayer keine tobsüchtige Kindsmörderin, sondern eine verzweifelte Frau, die die Mächte der Unterwelt anruft, gegen eine Menschen verachtende Gesellschaft. 1813 in Neapel erstmals auf die Bühne gebracht, liegt Mayers Medea an der Grenze zu Barock und Klassik. Lässt erste Anklänge an den frühen Beethoven hören, und weist doch noch zurück zum späten Händel. Ein anspruchsvolles Zwitterwerk, wie geschaffen für Dirigent Ivor Bolton, der souverän die verkleinerte Originalbesetzung durch die dreieinhalb Stunden des Abends führte.

"Medea in Corinto", das ist bei Regisseur Hans Neuenfels ein Frau der Natur, behängt mit Holzketten, bekleidet mit Bastkleid und Zaubermaske, verkörpert die spätere Kindsmörderin, das Natürliche. Im Gegensatz zur Konkurrentin. Der im strengen Businessanzug auftretenden korinthischen Königstocher Kreusa. Naturvolk vs. Moderner Gesellschaft, Nachhaltigkeit vs. Ausbeutung. Genau darin liegt die Aktualität des Werkes für Hans Neuenfels.

"Es ist eine Gesellschaft die von vornherein aus Angst, aus Misstrauen, aus Kommunikationsverhinderung, gewissermaßen, ihre Klischees sucht. Fremdenhass, Unterdrückung", meint Neuenfels.

Bei allen Jubel- und Buhrufen, die Münchener Medea hat gezeigt, der Regisseur Hans Neuenfels kann noch immer gehörig auf- und anregen. Wie das in Bayreuth funktionieren wird, man darf gespannt sein.