Die Angst vor der Arbeit nimmt zu

Phänomen Ergophobie

In einer Zeit, in der Stellenabbau und Umstrukturierungen in Unternehmen auf der Tagesordnung stehen und gleichzeitig die Anforderungen an die Arbeitnehmer/innen steigen, nimmt die Angst vor Arbeit auf Seiten der Berufstätigen massiv zu.

Viele Auslöser, viele Folgeerscheinungen

Zwar geben Firmen seit Jahren Millionenbeträge für Trainingsseminare zu Themen wie Konfliktbewältigung, Stressabbau und positivem Denken aus, tatsächlich zugrunde liegende Konflikte werden jedoch kaum thematisiert.

Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes, Erfolgsdruck, Konkurrenzkampf, Mobbing: die Belastungen am Arbeitsplatz häufen sich – und mit ihnen Beschwerden wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen und Schlafstörungen. Erschreckend ist jedoch vor allem die steigende psychische Labilität vieler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Gesundheitsberufe besonders betroffen

In Österreich leidet jede und jeder Fünfte zumindest einmal im Leben an einer Depression, meist gepaart mit Angststörungen. Besonders betroffen – aber gleichzeitig wenig beachtet – sind Mitarbeiter/innen im Gesundheits- und Sozialbereich: bei ihnen kommt zum wachsenden Stress und zu den überlangen Arbeitszeiten auch noch die enorme emotionale Belastung durch die Arbeit mit kranken Menschen.

Nahezu 30 Prozent der Beschäftigten in Gesundheitsberufen sind Burn-Out gefährdet, bei den Ärztinnen und Ärzten ist die Zahl nach Schätzungen der Ärztekammer sogar noch höher. Da längere Krankenstände jedoch immer häufiger zu Entlassungen führen, gehen immer mehr Beschäftigte krank zur Arbeit – insgesamt bereits jede und jeder Zweite.

Keine Angst vor der Angst selbst

Angst ist eine Grundbefindlichkeit menschlichen Seins, ein natürlicher Schutzmechanismus, der die Sinne schärft und der ein enormes Potential an versteckter Kompetenz freisetzen kann.

Vorübergehende Symptome wie erhöhte Pulsfrequenz, gestiegener Blutdruck und angespannte Muskulatur stellen normale und ungefährliche körperliche Reaktionen auf eine kurzzeitige Belastung dar.

Wer jedoch, wie viele Beschäftigte, dauerhaft an Angstzuständen leidet, bei dem besteht die Gefahr, dass die Anspannung chronisch wird; das widerum erhöht, so Primarius Dr. Rainer Gross, Leiter der Sozialpsychiatrischen Abteilung am Krankenhaus Hollabrunn, die Chancen, an einer Depression zu erkranken, um ein Vielfaches.

Plattform "Arbeit und Psyche" versucht zu helfen

Die Veranstaltung "Arbeit und Angst" der "Plattform Arbeit und Psyche", die Jugendlichen und Erwachsenen mit psychischen Problemen und Erkrankungen bei der Integration in den Arbeitsmarkt unterstützt, befasst sich mit der zunehmenden Überforderung im Berufsleben.

Service

Veranstaltung "Arbeit und Angst", Bildungszentrum der AK Wien, Donnerstag, 10. Juni 2010, Theresianumgasse 16-18, 1040 Wien. Um Voranmeldung wird gebeten.

Plattform für Arbeit und Psyche