Doyenne des Theaters in der Josefstadt

Elfriede Ott ist 85

Sie ist eine der populärsten Schauspielerinnen Österreichs, Doyenne des Theaters in der Josefstadt und eine klassische Wiener Komödiantin: Elfriede Ott feiert heute ihren 85. Geburtstag. An Ruhe ist für die Ott momentan nicht zu denken.

So steckt sie mitten in den Proben für die diesjährigen Nestroy-Festspiele in Maria Enzersdorf, im Oktober startet ein schwarzhumoriger Kinofilm mit Elfriede Ott in der Hauptrolle, und auch an der Josefstadt ist sie weiterhin aktiv.

Kultur aktuell, 11.06.2010

Geburtstag mit Proben

Ihren Geburtstag wird Elfriede Ott mit Proben verbringen. "Zu ebener Erde und erster Stock", Johann Nestroys Stück über Arme und Reiche und die Frage, wer von ihnen gut und wer böse ist, steht dieses Jahr bei den Festspielen in Maria Enzersdorf am Programm. Das Thema sei hochaktuell, sagt Ott: "Das ist wie wenn es jetzt geschrieben wäre. Da muss man gar nicht viel dazu tun. Man weiß ja noch nicht, wie die Wirtschaftskrise ausgeht, aber im Stück werden die Armen reich und die Reichen arm. Es ist nur eines, was schrecklich ist: Wenn die Armen reich werden, werden sie genauso gemein und schlecht. Das ist die Aussage vom Nestroy."

Das Theaterfestival in der Burg Liechtenstein, das ganz Nestroys Werk gewidmet ist, hat in den vergangenen Jahren einige Schwierigkeiten durchmachen müssen: 2007 musste man wegen Renovierungsarbeiten aus der Burg ausziehen. Zur Familie Liechtenstein sei man heute nur noch über einen Verwalter in Kontakt, sagt Ott. Dennoch soll die Bühne kommendes Jahr wieder in den Burghof zurückkehren.

Festivalgründung mit Hans Weigel

Für Elfriede Ott ist dieses Festival ein Stück Lebensgeschichte. 1983 hat sie es zusammen mit ihrem langjährigen Lebensgefährten Hans Weigel gegründet. Der Schriftsteller und berühmte Theaterkritiker war es auch, der die Ott ab Anfang 1960er-Jahre zu einer Spezialistin des Wiener Komödienfachs gemacht hat.

"Hans Weigel war derjenige, der sich mit der Wiener Volkskomödie sehr beschäftigt hat. Und die umfasst alles, was um Raimund und Nestroy herum ist. Und da gibt es so wahnsinnig viele Stücke, die wert sind, aufbewahrt zu werden. Aus denen hab' ich meine ersten drei, vier Komödien-Liederabende gemacht", erinnert sich Ott.

Theater in der Josefstadt

Als Diseuse trat Elfriede Ott damals mit Julius Patzak, Waldemar Kmentt und auch solo auf. Obwohl ihre Karriere am Wiener Burgtheater begonnen hat, ist der Name Elfriede Ott untrennbar mit dem Theater in der Josefstadt verbunden, dem sie seit 1958 angehört. Anlässlich ihres 60-Jahr-Jubiläums erhielt sie den Titel "Doyenne der Josefstadt".

Neue Filmrolle

Ab Oktober ist sie in ungewohnterer Rolle zu sehen: In der schwarzen Komödie "Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott" von Andreas Prochaska wird sie von einem jungen Mann, der den Tod seiner Oma verheimlichen will, aus dem Krankenhaus entführt.

"Der Film ist zum Teil so schräg - aber er ist so lustig, man brüllt vor Lachen. Da sind furchtbare Situationen drin und ich bin immer mitten drin unter diesen schrecklichen Leuten. Ich bin auch entsetzlich schiach in dem Film", lacht Ott.

Geburtstagsgala

Das Theater in der Josefstadt wird am 20. Juni 2010 in den Kammerspielen eine Geburtstagsgala für Elfriede Ott ausrichten. Und bereits am Samstag ist die Jubilarin bei Renate Burtscher im Ö1-Klassiktreffpunkt zu Gast.