Jazz und Kultur in der Genussregion Isère

Vienne an der Rhone

Erzählt ein Franzose von einem Besuch in der schönen Stadt 'Vienne', wird er nicht selten zu folgender Klärung aufgefordert: "Vienne - Autriche? Ou Vienne/ Isère?" War er in Vienne Danube, also in Wien an der Donau? Oder in Vienne Rhone ? Also in der Stadt 30 Kilometer südlich von Lyon? Im Folgenden soll die Rede von letzterem sein.

Die Stadt gehört zum Département Isère in der Region Rhone-Alpes. Vienne zählt nur etwa 30.000 Einwohner. Aber es ist äußerst reich an Sehenswürdigkeiten. Vor allem solchen aus dem Mittelalter und der gallo-römischen Zeit. Und neben den kulturellen Sehenswürdigkeiten haben die kleine Stadt und ihre vielfältige Umgebung eine verblüffende Vielfalt weiterer Genüsse aller Art zu bieten: landschaftliche und nicht zuletzt kulinarische.

Fünf Kilometer Wochenmarkt

Schon ein Samstag-Vormittag am Grand Marché de Vienne ist ein Genuss für alle Sinne. Der Wochenmarkt von Vienne gilt unter den vielen Märkten in Frankreich als einer der allergrößten. Immerhin erstreckt er sich über mehr als fünf Kilometer Länge.
Auf mehr als 400 Marktständen werden Produkte aus der näheren und weiteren Umgebung von Vienne feilgeboten. Es duftet nach frischen Pfirsichen und Orangen. Die Radieschen, Paprika und Artischocken sind frisch aus den Gärtnereien. Die Auswahl ist riesig. Am ´Grand Marché´ ist deutlich zu sehen, dass Vienne genau am Schnittpunkt vieler Regionen und Klimazonen liegt.

Die Provence und das Departement Ardèche, das Rhonetal und die Alpentäler, die Cevennen und das Mittelmeer - von Vienne ist all das ganz nahe.

Auf einem französischen Markt dürfen natürlich die Fische nicht fehlen. Am Markt von Vienne sind die Forellen aus den Gebirgsbächen genauso frisch wie die Muscheln, Langusten und Goldbrassen aus dem Mittelmeer. Und die Auswahl an lokalen Weinen wie dem weißen Condrieu oder dem roten Cote-Rotie ist breit gefächert. Dass an den Käseständen Dutzende aromatische Sorten aller Reifegrade, Konsistenzen und Farbschattierungen angeboten werden, versteht sich fast schon von selbst.

Gegengewicht zu Grenoble

Für Claude Paccard, den Direktor des Tourismusbüros des Departements Isère, spiegelt der wöchentliche Markt in Vienne die Vielfalt, von der das Leben an diesem geographischen Schnittpunkt geprägt ist. "Die Stadt Vienne, das ist der Duft der Ferien, der Sommerferien. Das Departement Isère ist ja sozusagen zweigeteilt: ein sehr großer Teil liegt in den Bergen in der Gegend von Grenoble. Und kaum verlässt man diese Berge kommt man schon nach Vienne und an die Rhone."

Vienne ist im Departement Isère das Gegengewicht zu Grenoble, meint Claude Paccard. Die alpine und hochalpine Seite im Osten der Region wird im Westen von der Stadt an der Rhone in idealer Weise ausbalanciert. "Das ist eine Stadt mit einer außergewöhnlich reichen Geschichte und Kultur. Sie ist wie ein Tor in den Süden. Und es ist eine Stadt der Musik. In Vienne mit all seinen Geheimnissen betritt man sozusagen dieses kulturelle und musikalische Erbe von Isère."

Allobroger und Römer

Historisch gesehen war Vienne eine strategisch wichtige Kreuzung. Von Vienne gelangt man in kurzer Zeit sowohl in die Region Jura als auch in die Ardèche und ins Departement Drome bei Valence. Es ist nicht weit ins Zentralmassiv südwestlich von St.Étienne. Und Richtung Norden kommt man zügig ins Burgund.

Im 3. Jahrhundert vor Christus siedeln sich an diesem Ort die gallischen Allobroger an. Der keltische Stamm macht die Siedlung zu seinem Zentrum. Unter den Römern wird 'Vienna' zu einer der größten Städte Galliens. 'Vienna' dehnt sich an beiden Ufern der Rhone aus. Die römische Stadt zählte schließlich genausoviele Einwohner wie das Vienne von heute, und seine Bewohner genossen alle Rechte der römischen Bürger.

In der riesigen Ausgrabungsstätte rund um das Musée Gallo-Romain der Architekten Philippe Chaix und Jean-Paul Morel lässt sich in sehr gut erhaltenen Wohnhäusern, Bädern und Lagerhallen das Leben im römischen 'Vienna' hautnah nachvollziehen. Aber die große römische Vergangenheit findet man in Vienne nicht nur im Museum. Auch in den Gassen und auf den Plätzen der Altstadt ist sie sehr präsent.

Der prächtige Tempel von Augustus und Livia erhebt sich mitten im Zentrum auf einem Podium mit korinthisch-römischem Dekor. Er hat auch die Zerstörungen während der Großen Revolution überstanden. Damals diente er als Tribunal.

Noch beeindruckender als der Tempel von Augustus und Livia ist aber das antike römische Theater.

Jazz im römischen Theater

Das Wahrzeichen von Vienne liegt unmittelbar am Fuß des Hügels von Pipet. Dort fallen verblüffend steil die Sitzreihen des riesigen Theaters ab. Immerhin war es das zweitgrößte in ganz Gallien. Nicht weniger als 11.000 Menschen konnte dieses römische Theater fassen.

Seit 30 Jahren gehen dort im Rahmen des jährlichen Jazzfestivals von Vienne die großen Konzerte über die Bühne. Zwei Wochen lang füllen dann Abend für Abend beinahe 8000 Musikbegeisterte die steinernen Reihen. Das 2.000 Jahre alte Theater gehörte zu den größten der ganzen römischen Welt. Mehr als 129 Meter breit ist der Halbkreis im Durchmesser. Der Höhenunterschied zwischen Orchester und den obersten Rängen beträgt beinahe 30 Meter.

Man kann verstehen, dass für Eric Chapand, den Direktor des Tourismusbüros Vienne und das Pays Viennois, das Römische Theater eine wichtig Funktion in der Vermarktung der Stadt hat. Insbesondere während des Jazzfestivals. "Für mich ist das ein Theater, das 2.000 Jahre nach seiner Errichtung immer noch seine Funktion erfüllt: eine Begegnung mit der Kunst zu ermöglichen. Und für mich ist ja ganz Vienne so: Das kulturelle Erbe ist hier sehr lebendig.", schwärmt Eric Chapand.

Das renommierte Jazzfestival von Vienne zieht jedes Jahr im Sommer mehr als 100.000 Besucher an. Weltberühmte Musiker und Musikerinnen wie Ella Fitzgerald, Miles Davis oder James Brown waren in Vienne bereits zu hören.

Service

Jazzfestival Vienne
Tourismusbüro der Stadt Vienne
Francequide - (Offizielle Informationsseite über Tourismus in Frankreich)

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