Engagierte iranische Anwältin lebt im Exil

Nobelpreisträgerin erhält Menschenrechtspreis

In Wien bekommt die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadí eine weitere Auszeichnung, den Felix Ermacora Menschenrechtspreis.

Mittagsjournal 15.06.2010

Menschenverletzungen im Iran

Nicht erst seit den umstrittenen Wahlen vor einem Jahr, aber jetzt umso lauter prangert Ebadí die Menschenrechtsverletzungen des iranischen Regimes gegen das eigene Volk an. Der Preis, den sie und ihre Mitstreiter dafür bezahlen: Verfolgung, Bedrohung und Einschüchterung. In ihre Heimat kann sie schon seit Monaten nicht mehr

Menschenrechtsaktivistin im Exil

Sie kehrt deshalb nicht in den Iran zurück, weil dort Zensur herrscht, weil sie dort ihre Stimme nicht erheben kann, sagt Shirin Ebadi, und blickt entschlossen und kampfesmutig. Dass sie auf der Stelle verhaftet würde, sagt sie nicht dazu. "Ich vertrete keine politische Position und gehöre auch keiner politischen Gruppe oder Partei an, und der Name des Präsidenten spielt für mich keine Rolle. Ich bin eine Menschenrechtsaktivistin und meine Aufgabe ist es zu schildern, was die Menschen derzeit erleiden".

Erzwungenes Geständnis Ihres Mannes

Sie werde nicht schweigen. Auch nicht wenn - wie es vor ein paar Tagen passiert ist - das Regime ihren Ehemann im Fernsehen vorführt, und dieser in einem offensichtlich erzwungenen Geständnis sie der Kollaboration mit dem Feind bezichtigt und ihre gemeinsame Ehe diffamiert.

Angehörigen werden verfolgt

"So etwas sei unter der derzeitigen Regierung fast normal", lächelt Shirin Ebadi. Verfolgt würden nicht nur die Aktivisten und Regimekritiker, sondern auch deren Angehörige. Nicht nur ihr Mann, auch ihre Schwester, seien verhört und tagelang verhaftet worden, beide seinen in keinster Weise politisch aktiv. Man sage Ihnen, sie sollten ihr ausrichten, zu schweigen. „Sie wird's nicht tun" sei deren Antwort. Sie, Ebadi, habe ihnen aufgetragen, sofort alles zu sagen, was immer von ihnen verlangt werde, damit ihnen nichts geschieht.

Politische Häftlinge sterben an Folter

"Als ich diesen Film mit meinem Mann gesehen habe, habe ich lachen müssen. Sie bringen nicht einmal einen glaubwürdigen Inhalt zusammen. Schade ums Budget", spottet Ebadi, nicht ohne daran zu erinnern, dass in den Gefängnissen viel Ärgeres passiert, dass politische Häftlinge an Folter gestorben sind und sterben und dass sie mit kriminellen in überfüllte Zellen gepfercht werden. Ihre Mitstreiterin und Vertreterin in ihrem Zentrum für Menschenrechte, Narges Mohammadi, sei vor wenigen Tagen um Mitternacht zuhause abgeholt und mit Handschellen vor ihren dreijährigen Zwillingen abgeführt worden. Niemand wisse wohin.

Grüne Bewegung nimmt an Kraft zu

Gefragt nach der Stärke der grünen Bewegung sagt Shirin Ebeadi sehr bestimmt: "Die grüne Bewegung nimmt täglich an Kraft zu und die Regierung wird täglich schwächer." und sie könne das begründen. Sogar die Leichen von 5 vor kurzem der Hingerichteten, verstecke die Regierung vor den die Familien. "Ist das eine starke Regierung die sich sogar vor Leichen fürchtet. Ist das eine starke Regierung, die die Menschen um Mitternacht abholt, um Terror zu verbreiten?!?"

Regierung hat keine Unterstützung im Volk

Nur Regierungen, die keine Unterstützung im Volk haben, wenden Gewalt an, sagt Ebadi. Der Abstand zwischen dem iranischen Volk und dem Regime werde immer größer, sogar viele Kleriker gingen auf Distanz. Einige hätten Achmadinajad vorgewarnt, dass diese Kluft das Regime stürzen könnte.

Hilfe von außen

Von außen könne der Demokratiebewegung geholfen werden, wenn die westlichen Regierungen neben dem Atomstreit die Menschenrechte viel mehr zum Thema im Dialog mit Teheran machen würden. Und vor allem sollte der Westen darauf verzichteten, dem Iran Technologien zu liefern, die dem Regime dabei helfen, Internet und Information für seine Bürger zu kontrollieren, zu manipulieren und zu beschneiden.

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