Die "Art Basel" strotzt vor Selbstbewusstsein
Kunst kennt keine Krise
Was in der internationalen Kunstszene Rang und Namen hat, pilgert in diesen Tagen nach Basel. Dort eröffnet die weltweit bedeutendste Verkaufsmesse für Gegenwartskunst, die Art Basel. 300 handverlesene Galerien aus fast 40 Ländern zeigen das Beste, was der Kunstmarkt derzeit bietet.
8. April 2017, 21:58
Die Finanz-und Wirtschaftskrise hat den Boom auf dem Kunstmarkt zwar gedämpft, aber nicht völlig platzen lassen. Allerdings hat sich die Kunstszene durch die Krise verändert: Spekulanten und Jetset-Investoren haben wieder den seriösen Sammlern und Kunstliebhabern Platz gemacht.
Kulturjournal, 16. 06.2010
Hinter den Kunstmessen liegt ein Schreckensjahr. Die weltweite Finanzkrise hing über ihnen wie ein Damoklesschwert und viele büßten Aussteller und Sammler ein. Nur die "Art Basel" trotzte dem Sturmtief und verzeichnete einen Rekordandrang an Galerien sowie zufriedenstellende Umsätze. Wenn wundert's, dass die weltweit größte Messe für Gegenwartskunst, die bereits zum 41. Mal stattfindet, vor Selbstbewusststein strotzt und mit einem neuen Höhenflug liebäugelt.
Die Organisatoren rechnen mit neuen und bedeutenden Sammlern aus Amerika, Indien und Lateinamerika. Zudem wollen sie die Messe vergrößern und haben mit "Art Feature" dieses Jahr einen Sektor geschaffen, der ausschließlich kuratierten Galerie-Projekten gewidmet ist.
Kultur Aktuell, 16.06.2010
Flucht in feste Werte
"Wenn wir gleichzeitig von unseren VIP-Beauftragten in der ganzen Welt und unseren persönlichen Gesprächen mit Sammlern erfahren, wer alles zur Art Basel kommt, können wir nur optimistisch sein", sagte Annette Schönholzer in einem Interview, die zusammen mit Marc Spiegler die Königin der Messen seit 2008 leitet. Schönholzer, die die amerikanische und die Schweizer Staatsbürgerschaft hat, erwartet vor allem junge amerikanische Sammler, welche die Krise 2009 kaufunlustig machten und Basel fern blieben. Aber auch finanzkräftige Kunstbegeisterte aus Indien sollen verstärkt kommen. Indien gehört mit China zu den Ländern, die auf dem Kunstmarkt auf aufsteigendem Kurs sind. Auf der Art Basel sind dieses Jahr gleich fünf indische Galerien vertreten - mehr als je zuvor.
Während im vergangenen Jahr im Vorfeld der Messe das Stichwort Krise noch Angst vor möglichen Einbußen erzeugte, scheint es dieses Jahr kein Thema mehr zu sein. Im Gegenteil. "Art Basel"-Leiter Spiegler spricht sogar von Wachstum. "Der Kern der Kunstwelt bleibt stabil und wächst in beständigem Rhythmus", erklärte der ehemalige Kulturjournalist. Und weil das Messe-Schlachtschiff glaubt, auch weiterhin gegen die Auswirkungen drohender Finanz- und Staatspleiten gepanzert zu sein, will es demnächst mit der Erweiterung einer seiner beiden Hauptausstellungshallen mitten in der Basler Innenstadt beginnen.
Keine Blase
Die "Art Basel" verdankt ihre Spitzenposition der glücklichen Verbindung zwischen sicheren Werten, dezenter Ästhetik, hoher Qualität, Provokation, Vielfalt und Neuentdeckungen. Eine Mischung und kunstvolle Gratwanderung, die vielen Messen fehlt. Unter dem Namen "Art Feature" stellen die Veranstalter dieses Jahr eine ihrer wichtigsten Neuerungen vor, die den Schwerpunkt auf den kuratorischen Aspekt der Galeriearbeit legt. Aus 200 Bewerbungen wurden 20 Galerien aus 12 Ländern ausgewählt, die Gruppenausstellungen mit Julius Koller, Roman Ondak und Jiri Kovanda zeigen, oder noch nie präsentierte Installationen von Merce Cunningham, John Cage und Charles Atlas.
Österreichische Galerien
Wie im Vorjahr sind die Wiener Galerien Martin Janda, Georg Kargl, Christine König, Krinzinger und Nächst St. Stephan sowie Thaddaeus Ropac (Paris /Salzburg) im rund 300 Galerien aus 36 Ländern umfassenden Hauptprogramm. Die im Vorjahr ebenfalls in Basel vertretenen Galerien Hilger und Meyer Kainer finden sich heuer nicht im offiziellen Ausstellerverzeichnis.
Dazu kommt die Galerie Peithner-Lichtenfels, die in der Sektion "selection artfair" Billi Thanner zeigt und die Galerie Mezzanin, die im Sektor Art Feature unter lediglich 20 kuratorischen Galerienprojekten ausgewählt wurde und Thomas Bayrle präsentiert. In der "Art Edition" ist wieder das Grazer Artelier Contemporary dabei, einige heimische Kunstmagazine sind in der Sektion "Art Magazines" dabei. Krinzinger (mit "Kader Attia - Couscous Kaaba"), Kargl und König sind auch in der Sektion "Art Unlimited" vertreten.
1.100 internationale Galerien hatten sich um eine Teilnahme an der Art Basel (16. bis 20. Juni) beworben. Die meisten der von einer Jury zugelassenen Galerien kommen aus den USA (72), 53 kommen aus Deutschland, 32 aus der Schweiz und je 27 aus Frankreich und Großbritannien.
Text: dpa, Red., Audio: ORF