... und Theologin und Autorin

Katharina Morello, Schweizerin

Spötter behaupten, dass Menschen, die zwischen hohen Bergen aufgewachsen sind, einen beschränkten Horizont hätten. Falls überhaupt etwas Wahres an dieser Behauptung wäre - für Katharina Morello trifft sie auf keinen Fall zu.

Sie hat ein Jahr in Indien, gleich nach Beendigung ihres Theologiestudiums, gelebt und Jahre später mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Musiso, Simbabwe gelebt, wo sie während des ebenfalls einjährigen Aufenthalts ihr drittes Kind zur Welt brachte. Damals hat sie begonnen, die Geschichten, die sie erlebt und gehört hat, aufzuschreiben.

Zuhören und Erzählen

Autorin oder Journalistin zu werden war in ihrem Lebensplan nicht vorgesehen, denn zunächst studierte sie Theologie, sie wollte Pfarrerin werden. Ob sie nicht doch dem Vorbild des Vaters nacheiferte? "Ich wollte mehr von der Welt und über die Religion wissen", erzählte sie in einem Interview.

Als sie aber dann ihr Vikariatsjahr absolvierte, erkannte sie, dass sie sich auf der Kanzel zu einsam fühlte, und so begann sie, auf einer Beratungsstelle des Schweizerischen Arbeiterinnenhilfswerks Migrantinnen und Migranten zu unterstützen. Denn Zuhören, das konnte sie sehr gut.

Auch da hatte sie ein Vorbild: ihre Mutter. Von ihr habe sie gelernt, dass Zuhören gleich wichtig ist wie Erzählen. Kein Wunder: Katharina Morello ist mit drei Brüdern aufgewachsen. Eine quirlige Angelegenheit, wie sie sich erinnert: "Meistens haben alle gleichzeitig gesprochen, aber am besten setzte sich der von uns durch, der am dramatischsten erzählen konnte - und die besten Pointen servierte."

Methode und Neugierde

Beim Zuhören im Durchgangszentrum für Asylsuchende fiel ihr auf, dass die meisten Missverständnisse auf Grund der unterschiedlichen Kulturen entstanden, und diesen Missverständnissen wollte sie abhelfen, schreibend. Und weil sie immer alles sehr methodisch und professionell angeht, besuchte sie das MAZ, die Schweizer Journalistenschule in Zürich, und schloss das Studium mit Diplom ab.

Unzählig die Artikel, Kolumnen, Berichte, die sie für die verschiedensten Medien geschrieben hat. Der rote Faden: Verständnis für "die Anderen" erreichen. Das Fremde näher bringen. Neugierig machen auf unbekannte Welten.

Frauen und Geschichten

Als sie ihren Mann nach Simbabwe begleitete, der ein Jahr als Arzt in einem Landspital arbeitete, begegneten ihr Frauen und ihre Geschichten. Zum Beispiel die von Mai Jenica, die aus dem Nichts eine Hühnerzucht ins Leben rief und so erfolgreich wurde, dass sich sogar ihr Ex-Mann beeindruckt zeigte und bat, wieder zu ihr zurück komme zu dürfen - was ihm verweigert wurde.

Diese und andere Begebenheiten hat Katharina Morello in ihrem ersten Buch "Sie tragen die Welt auf dem Kopf" gesammelt, eine Verbeugung vor dem ungeheuren Mut und dem Lebenswillen der Frauen Simbabwes.

In ihrem zweiten Buch findet man Geschichten vom Handeln, von guten Geschäften, von erfolgreichen Verkäufern, und: einige der Geschichten hat sie sicherlich selbst erlebt, wie jene mit dem ungewollt gekauften Teppich. Ist sie nicht ein ganzes Jahr mit ihrem zukünftigen Mann in einem umgebauten VW-Bus bis nach Indien gereist?

Service

Katharina Morello, "Ein Teppich fürs Leben", Peter Hammer Verlag

Katharina Morello, "Sie tragen die Welt auf dem Kopf", Peter Hammer Verlag.

Katharina Morello