Zwischen Theater und Tanz

Toshiki Okada bei den Wiener Festwochen

Bei den Wiener Festwochen gastierte am Mittwoch der japanische Regisseur und Autor Toshiki Okada mit seiner "chelfitsch" Theater-company. Er vertritt eine sehr persönliche Performance-Form, zwischen Theater und Tanz angesiedelt.

Kultur aktuell, 17.06.2010

Drei Sequenzen, die da heißen: "Hot Pepper", "Air Conditioner" und "The Farewell Speech" ergeben ein Stück, in dem es allerdings keine Handlung gibt. Man könnte von einer Trilogie sprechen, in der Sprache, Bewegung, Musik und Licht zu einem originellen Ganzen verschmelzen.

Hot Pepper ist der Name einer japanischen Gratiszeitung, in der unter anderem Restaurantadressen und -Tipps stehen. Dort suchen drei junge Leute - zwei Frauen und ein Mann - ein Lokal, wo sie das Abschiedsessen für eine Kollegin organisieren wollen. Erika ist eine Leiharbeiterin wie sie auch, sie wurde nach zwei Jahren gefeuert, und die drei machen sich keine Illusionen darüber, dass sie bald auch folgen werden.

Minimalistische Choreografie

Auf einer Musik von John Cage erzählt einer nach dem anderen, was ihn bewegt: Der junge Mann sucht ein Lokal, seine Kollegin zerbricht sich den Kopf über die Lieblingsspeise Erikas, während die Dritte meint, das Menü sollten eher die Festangestellten zahlen und nicht die Leiharbeiter.

Sie reden nacheinander, ohne aufeinander einzugehen, die selben Sprachelemente und Themen werden immer wieder wiederholt, dabei bewegen sie sich in einer minimalistischen Choreografie, die vom Rhythmus der Worte diktiert wird.

Leiden unter der Aircondition

In "Air Conditioner" erzählt eine junge Frau ihrem Arbeitskollegen, wie sie unter der zu kalt geschalteten Aircondition leidet, sie werden von der Musik von Stereolab und Tortoise begleitet.

Und schließlich, im dritten Teil, "The Farewell Speech", tritt Erika auf, in ihrer Abschiedsrede erzählt sie ihren versammelten Kollegen bis ins kleinste Detail, wie sie an ihrem letzten Arbeitstag im Stiegenhaus unabsichtlich eine Grille zertreten hat. Dazu Musik von John Coltrane.

Verändernde Perspektiven

Während dieser Sprech - und Bewegungsperformances verändert sich das Licht permanent fast unmerklich und projiziert so in unterschiedlichsten Farben und sich verändernden Perspektiven die Schatten der Protagonisten auf die Wand, vor der sie spielen.

Ein Stück zwischen Theater und Tanz, Naturalismus und Abstraktion . Wie immer in Toshiki Okadas Stücken gehören die Akteure, der sogenannten "lost generation" an, die die Prekarität in einer hochindustrialisierten Gesellschaft verkörpern. Sie sprechen in immer wiederkehrenden Satzsequenzen über Banales, ja Triviales, es entstehen keine Dialoge, anscheinend können sie nicht miteinander kommunizieren.

Toshiki Okada, Jahrgang 1973, hat die Gruppe chelfitsch 1997 gegründet - der Name geht auf eine schlampige Aussprache des englischen Wortes "selfish" zurück. Inzwischen hat er sich bei großen Festivals in Europa wie dem Kunsten festival des Arts in Brüssel, dem Festival d'automne in Paris und den Wiener Festwochen international einen Namen gemacht, in Wien hat er 2008 mit seinem Stück "Freetime" gastiert.

Dem Publikum hat seine neue Produktion, die noch bis inklusive Samstag zu sehen ist, jedenfalls gefallen.

Service

Wiener Festwochen - Hot Pepper, Air Conditioner, and the Farewell Speech