Auf den Nettoeffekt kommt es an

Biotreibstoffe können Klimabilanz verschlechtern

Dass Biokraftstoffe nicht nur positive Auswirkungen auf die Umwelt haben, ist bekannt. In der Diskussion häufig übersehen wird aber, dass Biotreibstoffe sich auch auf die Klimabilanz negativ auswirken können.

Darauf weist seit Jahren Tim Searchinger hin, Professor am Umweltinstitut der Princeton University. Viel zu oft werde etwa nicht mit berechnet, dass auf Anbauflächen für Biotreibstoff-Pflanzen ja auch vorher schon Pflanzen waren.

Und die haben womöglich mehr Kohlenstoff gebunden als etwa Mais, der zu Biodiesel verarbeitet werden soll: "Da dort in jedem Fall Pflanzen wachsen, nimmt das Land auch in jedem Fall CO2 auf. Worauf es bei Biotreibstoffen ankommt ist, dass die dafür angebauten Pflanzen mehr CO2 aufnehmen als die ursprüngliche Flora. Die Frage ist also: Welchen Nettoeffekt in der Treibhausgasbilanz hat die geänderte Landnutzung."

Biodiesel ist am schlechtesten

Karge Böden oder ohnehin schon vorhandene Monokulturen durch Biotreibstoff-Pflanzungen zu ersetzen, könnte sich in der Klimabilanz also positiv auswirken. Alte Wälder zu roden um Mais-Monokulturen hinzupflanzen sicher nicht, meint Searchinger.

"Am schlechtesten ist zweifellos Biodiesel, denn der ersetzt die herkömmliche Produktion von Speiseölen. Dieser Ausfall wird zumeist durch Palmöl aus Ostasien kompensiert. Palmölplantagen fressen sich dort immer weiter in den Regenwald, und vor allem: sie zerstören Moor- und Torfböden, wo besonders viel Kohlenstoff gebunden ist. Allein die Zerstörung dieser Böden macht alle CO2-Einsparung durch Biotreibstoffe mehr als zu Nichte."

Dementsprechend kritisiert Searchinger auch massiv die Biodieselproduktion in Europa oder in den USA. "In Europa und den USA erhöhen fast alle Biotreibstoffe den Ausstoß an Treibhausgasen. Das gilt insbesonders für Biodiesel, wo der Ausstoß an Treibhausgasen um 200 bis sogar 400 Prozent über dem vom herkömmlichen Diesel liegt."

Das werde in den derzeitigen Klimabilanzen aber fast nirgendwo auf der Welt eingerechnet, beklagt Searchinger.