AK-Präsident drängt auf Bildungsreform
750 Euro pro Kind für Nachhilfe
Österreichs Familien geben in jedes Jahr 750 Euro pro Kind für Nachhilfe aus, 126 Millionen insgesamt. Das geht aus einer Studie im Auftrag der Arbeiterkammer (AK) hervor. AK-Präsident Herbert Tumpel sieht die Schuld dafür in den Mängeln des österreichischen Schulsystems und fordert eine Reform.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 18.06.2010
750 Euro pro Kind
Für die Studie der Arbeiterkammer hat das Ifes-Institut mehr als 2.700 Haushalte mit Schulkindern in ganz Österreich befragt. Das Ergebnis: Mehr als ein Viertel aller Schulkinder braucht Nachhilfe-Unterricht. Österreichs Familien zahlen dafür insgesamt 126 Millionen Euro pro Jahr - 750 Euro pro Jahr und Kind, sagt Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel. 310.000 Linder würden Nachhilfe brauchen, 70.000 von ihnen bekämen aber keine, "weil das Angebot fehlt oder sich die Eltern das nicht leisten können".
Überholtes Gesellschaftsbild
Drei Viertel aller Eltern lernen in der Freizeit selbst mit ihren Kindern, was laut Studie einer zusammengerechneten Arbeitszeit von 50.000 Arbeitsplätzen entsprechen würde. Der Arbeiterkammerpräsident kritisiert Unzulänglichkeiten des derzeitigen Schulsystems - Tumpel spricht von "alter Schule", die dem traditionellen Familienbild entspreche: "Die Frau ist zuhause, das Kind von der Schule nach Hause und nach dem Essen tut die liebe Mami mit den Kleinen Hausaufgaben machen. Und das stimmt halt nicht mehr, weil 80 Prozent der Frauen mit Kindern berufstätig sind." Dieses alte Modell entspreche überhaupt nicht mehr der gesellschaftlichen Realität, so Tumpel.
Schneller zur Gemeinsamen Mittelstufe
Bestes Mittel, um Kindern und Eltern zu helfen, sei eine umfassende Schulreform, meint Tumpel. Er fordert eine gemeinsame Schule bis zum Alter von 14 Jahren mit ganztägiger Betreuung und ruft nach einer "Beschleunigung der Bildungsreform". Eine gemeinsame Mittelstufe sei das Gebot der Stunde. Zum Preis von 50 Millionen Euro könne laut Tumpel eine Ganztagesbetreuung für zumindest 10 Prozent der österreichischen Schüler gewährleistet werden. Hier dürfe jedenfalls nicht gespart werden, sagt Tumpel, wenn die Regierung dann im Herbst ihr Sparpläne bekanntgibt.