Ein blindes Spiel

Konrad Rennert

Excerpt Fraktur V - 9. November

Wie absolut war die Stille? Nicht mehr zu erahnen ist ihr Ausmaß in der Erinnerung. Plötzlich - immer zu früh - ein Ton im Raum, gleichsam nackt; irritierend, unnachgiebig. Schwärze, die erst durch langes Spähen sich in Nuancen auffächert. Allumfassend zunächst, allverschmelzend, fängt er nun an zu schweben. Er bricht auf, er wächst; gewinnt an Gewicht, detoniert.

Und allmählich entflechten sich die Schwingungen so weit, dass sie einander sehen, betrachten, erkennen: und neue Töne erwachen nebeneinander, miteinander zum Leben. Schließt man die Augen und blickt dann in die Sonne, explodiert die Helligkeit - rauschhaft, ohne Differenz. Schließt man die Augen wieder, ist der Regenbogen auf der Retina eingebrannt. Und so mit dem Ohr: Am Ende stehen Töne beieinander, klar und leuchtend. Ein blindes Spiel. Stille ahnend, atemlose.

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Denkraum - Konrad Rennert
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