Bischofskonferenz in Mariazell

Suche nach Weg aus der Krise

Der Umgang mit sexuellem Missbrauch im kirchlichen Bereich ist ein Hauptthema bei der Vollversammlung der österreichischen Bischofskonferenz, die bis Mittwoch in Mariazell tagt. Neue Richtlinien sollen beschlossen werden.

Morgenjournal, 21.06.2010

Alles andere als Routine

Die katholischen Bischöfe Österreichs tagen an sich routinemäßig in Mariazell: Doch diese Sommervollversammlung ist sicher alles andere als Routine - sie wird von einem Thema überschattet, das vielen Menschen emotional und persönlich sehr nahe geht: sexuelle Gewalt in kirchlichen Einrichtungen, verübt durch Priester und Ordensleute an Kindern und Jugendlichen. Reihenweise sind solche Fälle ab dem März an die Öffentlichkeit gedrungen und haben das Vertrauen in die römisch-katholische Kirche bei vielen Menschen tief erschüttert. Die Zahl der Kirchenaustritte hat neue Rekordhöhen erreicht. In Mariazell suchen die Bischöfe jetzt nach Auswegen aus der Krise. Neue Richtlinien sollen her und auch die Opferbeauftragte Waltraud Klasnic soll zumindest zeitweise an der Konferenz teilnehmen.

Sinkender Stellenwert

Die römisch-katholische Kirche hat mit einer ganzen Reihe von Problemen zu kämpfen: Sexuelle Gewalt in den eigenen Reihen, Vertrauensverlust, hohe Austrittszahlen. Dazu kommt noch insgesamt die demografische Entwicklung: Überalterung und somit wenige Taufen. Vor nur wenigen Jahrzehnten lag der katholische Bevölkerungsanteil noch über 90 Prozent - jetzt sind es etwas mehr als 70 Prozent.

Morgenjournal, 21.06.2010

Die katholische Theologin Regina Polak im Gespräch mit

Verlust an Macht

Der Grund: Die katholische Kirche hat nicht mehr so viel gesellschaftliche und politische Macht wie früher, sagt die katholische Theologin Regina Polak. "Das heißt, man kann es sich leisten, sich zu entfernen, und das tun die Leute auch". Die Zahl der Menschen, die wegen eines tiefen Glaubens in der Kirche bleiben, sei immer schon gering gewesen.

Rolle neu definieren

Polak stellt eine manifeste Entfremdung zur katholischen Kirche in der jungen Generation fest. "Die nächsten Generationen sind da jetzt einmal verloren, wenn da nicht etwas geschieht". Die Kirche müsse sich fragen, welche Dienst sie in der heutigen Gesellschaft erbringen könne, Themen gäbe es - von Finanzkrise bis zur Migration - genug.

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