Plan der Bischöfe gegen Missbrauch

"Stiftung Opferschutz" zahlt

Die katholischen Bischöfe Österreichs haben ihren Plan gegen Missbrauch in der Kirche vorgelegt. Ein Kernpunkt: Geld für Opfer soll aus einer "Stiftung Opferschutz" kommen, aus der sowohl Therapiekosten als auch Schmerzensgeld- und Schadensersatz-Zahlungen finanziert werden.

Kardinal Christoph Schönborn

"Stiftung Opferschutz"

Die Zahlungen sollten "rasch, unbürokratisch, menschlich und angemessen" erfolgen. Wer letztendliche eine Entschädigungen bekommt, entscheidet die Opferschutzkommission unter der Leitung von Waltraud Klasnic. Die Finanzierung der "Stiftung Opferschutz" soll zur Hälfte von den Diözesen und zur anderen Hälfte von den Orden getragen werden. Auf keinen Fall würde der Kirchenbeitrag für die Finanzierung herangezogen, sagt Schönborn.

Aufforderung zur Selbstanzeige

Eine generelle Pflicht, mutmaßliche Missbrauchstäter anzuzeigen, soll es nicht geben. Außer, wenn Gefahr in Verzug ist, also wenn angenommen werden könne, dass "durch den mutmaßlichen Täter weitere Personen zu Schaden kommen könnten", werde "auf Initiative der Kirche der Sachverhalt zur Anzeige gebracht". Grundsätzlich rate man den Opfern aber zu einer Anzeige, sagt Schönborn. Den Tätern empfehle man die Selbstanzeige. Sollten diese nicht dazu bereit sein, werde die Kirche eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft übermitteln.

Kommission berät Bischof

Die kirchlichen Ombudsstellen sollen künftig einheitlich gestaltet und weisungsfrei sein und von "unabhängigen Fachleuten" geleitet werden. Zusätzlich wird in jeder Diözese eine Kommission eingesetzt, die mit dem Bischof über Konsequenzen für mutmaßliche Täter berät. Bei einem begründeten Verdacht werde dieser künftig "bis zur endgültigen Klärung des Sachverhalts dienstfrei gestellt", und zwar "in enger Kooperation mit den staatlichen Stellen".

Wieder Kircheneintritte

Zu den aktuellen Austrittszahlen wollte Schönborn nicht Stellung nehmen. Er erklärte lediglich, dass die Austritte seit "Anfang Februar sehr stark angestiegen" seien. Man werde am Ende des Jahres sehen, wie hoch die Zahl dann sein wird. Gleichzeitig verwies der Kardinal darauf, dass es "starke Rückbewegungen" gebe. "Die Zahl der Eintritte ist signifikant", so Schönborn. Allein in Wien seien zu Beginn der Fastenzeit 70 Erwachsene getauft worden.

Abendjournal, 23.06.2010

Übersicht

  • Sexuelle Gewalt