Die Sieger/innen des Ö1 Literaturwettbewerbs

WÖRTER.See

Junge Autorinnen und Autoren bis 35 Jahre haben beim Ö1 Literaturwettbewerb "WÖRTER.See" ihre Texte eingereicht. Von einer Jury wurden jetzt die neun Besten ausgewählt und im Radiocafe vorgestellt.

Kulturjournal, 23. 06. 2010

Verkopfte Germanistenprosa, platter Realismus, und veraltete Sprachspielereien – über den Zustand der heimischen Literatur wird viel geschimpft, besonders rund um die Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt. Bei Ö1 wollte man sich selbst ein Bild machen über die Qualität der nachkommenden Autoren- und Autorinnengeneration, so Jurymitglied und Moderator des gestrigen Abends, Gerhard Moser.

164 junge Autorinnen und Autoren haben bis Ende März ihre Texte an Ö1 gesandt. Gefordert waren 30.000 bis 50.000 Zeichen, das sind rund 15 Manuskriptseiten - sonst gab es keine Vorgaben, weder was das Thema noch was das Genre betrifft.

Fast alle der 98 Frauen und 66 Männer waren unter 30, die meisten Einsendungen kamen von Anfang-20-Jährigen, der jüngste Teilnehmer war zwölf Jahre alt.

Eine Reise in eine fremde Welt

Heftige Debatten sind geführt und viele Kompromisse geschlossen worden, bis sich die Jury auf die neun Siegertexte einigen konnte. Neben Ö1 Literaturchef Peter Klein und Ex libris-Moderator Gerhard Moser gehörten ihr auch die beiden Literaturredakteurinnen Edith-Ulla Gasser und Barbara Denscher an. Das Lesen der Texte an sich sei schon eine Bereicherung gewesen, so Peter Klein: "Für mich als Juror war das wie eine ethnologische Forschungsreise und sehr aufregend."

Für die Jury habe sich ein literarischer Kosmos aufgetan, so Gerhard Moser in seiner Moderation. Etwa jener der 1976 geborenen Juristin Marion P., deren Erzählung "Flipper" von Leben und Tod, Sex und Gewalt und dem ewigen Kreislauf von Entstehung und Niedergang handelt.

Karl Kreiner, ebenfalls 1976 geboren, hat den Text "Sunna 93" eingereicht. Dieser lag schon länger und in mehreren Teilen in der sprichwörtlichen Schublade – der Wettbewerb war der nötige Motor, ihn zu vollenden. Es geht um Island, einen namenlosen Ich-Erzähler, der versucht, eine Jugendliebe wiederzufinden, und einen Ingenieur.

Freude und Optimismus

Dass man in Österreich vom Schreiben leben kann, sei schwierig, da macht sich der Autor von "Sunna 93" keine Illusionen. Die erst 22-jährige Studentin Jessica Lind ist da zuversichtlicher. Auch für sie ist es nicht die erste Publikation und auch nicht der erste Preis. Jessica Lind hat Ihre Kurzgeschichte "Ich träume vom Sehen" eigens für den Wettbewerb geschrieben.

"Ich hab den Text eigens für Ö1 geschrieben, der liegt mir selber sehr am Herzen, eine abgeschlossene runde Geschichte. Es geht um ein Zwillingspaar, der Bruder verliebt sich in die Schwester, er zeigt ihr das nicht und opfert sich für sie auf und versucht, mit ihr durchs Leben zu gehen – und ich habe selber drei Schwestern und kenne mich mit Geschwisterliebe aus."

Nun werden die Texte von professionellen Schauspielern gelesen, mit Musik versehen und von den Hörspielregisseuren Nikolaus Scholz und Katharina Weiß inszeniert. Zu hören sind sie ab 6. Juli 2010, jeden Dienstag um 21:00 Uhr auf Österreich 1.

Mit 500 Euro pro Text wurden auch die Senderechte abgegolten. Aufgrund des großen Zuspruches will man den Literaturwettbewerb "WÖRTER.See" auch in Zukunft fortführen, ob jedes Jahr oder alle zwei Jahre, steht noch nicht fest.