Julia Gillard als Regierungschefin vereidigt
Erste Frau an der Spitze Australiens
Australien hat erstmals eine Premierministerin: Bildungsministerin und Vize-Regierungschefin Julia Gillard tritt die Nachfolge von Premierminister Kevin Rudd an. Rudd hatte zuvor den Labor-Parteivorsitz niedergelegt und damit eine Parteiabstimmung umgangen, die er nach aller Wahrscheinlichkeit verloren hätte.
8. April 2017, 21:58
24.06.2010
Einstimmig gewählt
Australien bekommt erstmals in seiner Geschichte eine Premierministerin: Die Labor-Partei (ALP) bestimmte die Stellvertreterin des bisherigen Premierministers Kevin Rudd, Julia Gillard, einstimmig zur neuen Parteichefin. Sie übernimmt damit automatisch auch das Regierungsamt. Rudd hatte zuvor seinen Vorsitz der ALP niedergelegt und kam damit einem Putsch in den eigenen Reihen zuvor.
Neuwahlen angekündigt
Sie werde ihrem Land und den Menschen im Amt als Regierungschefin dienen, sagte Gillard bei der feierlichen Zeremonie nur wenige Stunden nach dem Rücktritt von Rudd. Gillard kündigte Wahlen "in den kommenden Monaten" an. Sie sei "nicht vom australischen Volk gewählt" worden. Es sei ein Wahlgang nötig, "damit die Australier ihr Recht wahrnehmen können, ihre Premierministerin zu wählen", sagte Gillard.
Rudd massiv verloren
Die Juristin kommt vom linken Flügel der Partei und war lange in der Gewerkschaftsbewegung aktiv. Sie war in der Rudd-Regierung unter anderem für Bildung und Arbeit zuständig und hat sich erfolgreich für eine Bildungsreform und faire Löhne eingesetzt. Kevin Rudd verlor in den vergangenen Monaten massiv in Umfragen. Ihm wird unter anderem zu Last gelegt, dass er sein Wahlversprechen nicht einlöste, zum Klimaschutz einen Handel mit CO2-Zertifikaten einzuführen. In den vergangenen Wochen stieß er mit der geplanten Steuer auf Profite der Bergbau-Industrie auf heftigen Widerstand.
Loyal bis zuletzt
Ex-Diplomat Rudd hatte mit seinem Wahlsieg 2007 die Ära John Howard beendet. Sein konservativer Vorgänger war elf Jahre im Amt gewesen. Nach einem überzeugenden Wahlsieg galt Rudd zunächst auf Jahre hinaus als unschlagbar. Gillard hatte bis zuletzt loyal zu Rudd gestanden. Erst als sich am Mittwoch das Ausmaß der Unzufriedenheit mit Rudd abzeichnete, ließ sie sich aufstellen. Immer mehr Abgeordnete verweigerten dem Premier die Gefolgschaft. Rudd gab noch vor der Abstimmung auf, als sich abzeichnete, dass er keine Chance hatte.