Unternehmer mit Leib und Seele
Nicolas Hayek ist tot
Der führende Schweizer Uhrenunternehmer, Nicolas G. Hayek, verstarb am 28. Juni in Biel unerwartet an einem Herzversagen, wie die Swatch Group am Montagabend mitteilte. Hayek war Gründer und bis zuletzt Verwaltungsratspräsident der Swatch Group. Vor fast genau einem Jahren war Hayek zu Gast in der Sendereihe "Im Gespräch". Zentrale Passagen daraus haben bis heute nicht ihre Gültigkeit verloren.
8. April 2017, 21:58
Auszug aus der Sendung "Im Gespräch"
Michael Kerbler hat mit Nicolas Hayek im Sommer 2009 ein ausführliches Gespräch zur aktuellen Krise und ihrer Überwindung geführt
Er war zweifellos der Retter der schweizerischen Uhrenindustrie: Nicolas G. Hayek, kurz "Mr. Swatch" genannt. Anfang der 1980er Jahre wirkte Hayek maßgeblich bei der Sanierung der beiden Schweizer Uhrenkonzerne ASUAG und SSIH mit, die er zum größten Schweizer Uhrenhersteller SMH fusionierte. Hayek wurde zum Patron des Konzerns. Zur Swatch Group gehören gleichermaßen traditionsreiche wie teure Uhrenmarken, wie zum Beispiel Breguet, Blancpain und Glashütte Original. Das größte Uhrenimperium der Welt zählt 19 Uhrenmarken und 162 Fabriken. Die Schweizer Uhrenindustrie mit einem Jahresumsatz von sechs Milliarden Schweizer Franken, also mehr als vier Milliarden Euro, ist weltweit Nummer eins.
Der studierte Mathematiker und Physiker mit amerikanisch-libanesischen Wurzeln durfte sich auch als Erfinder des "Swatchmobils" Smart in Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz rühmen. Im Herbst 2007 lief der millionste "Smart" vom Band.
Etwa zur gleich Zeit initiierte Nicolas G. Hayek ein neues Unternehmen: Die Belenos Clean Power Ltd. soll saubere und erneuerbare Energien anwendungsreif machen. Hayek setzte auf Wasserstofftechnologie und auf Brennstoffzellen basierenden Systemen zur Produktion von Elektrizität. Erklärtes Ziel war, die Bevölkerung für den Hausgebrauch und zu Mobilitätszwecken mit Elektrizität zu versorgen.
Hayek zählte aber auch zu den gefragtesten Unternehmensberatern. Auch und gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise. Er hatte - als sich die globale Finanzkrise abzuzeichnen begann - gefordert, "dass die Börsen nicht allein von den Banken kontrolliert werden, sondern zur Hälfte auch von den Unternehmern". Damit wären nach Vorstellung von Hayek "gefährliche Spekulationen mit dem Geld anderer Leute" verboten, und die Finanzmärkte wären besser zu kontrollieren. Am besten von einer "Internationale der Unternehmer". Ausführlich nimmt er dazu im Audio Stellung. In diesem Auszug aus der Sendereihe "Im Gespräch" skizziert er auch den Unterschied zwischen gesellschaftlich verantwortungsvollem Unternehmertum und Managern
Michael Kerbler hatte Nicolas G. Hayek im Sommer 2008 in der Schweiz besucht und mit ihm über die damals aktuelle Wirtschaftslage, notwendige Strategien, die Zukunft der Wasserstofftechnologie und die Rolle der Kreativität zur Krisenbewältigung gesprochen. Weite Teile des Gesprächs gerade zur Finanzkrise und gerade auch nach dem zu Ende gegangenen G20-Gipfel haben nichts an ihrer Aktualität eingebüßt.
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