Initiative gegen Abschiebungen
Freunde schützen
Die Initiative "Freunde schützen" will verhindern, dass gut integrierte Asylwerber abgeschoben werden. Gegründet wurde sie von Eltern, weil Freunde ihrer Kinder abgeschoben wurden. Heute ist die Initiative an die Öffentlichkeit gegangen - gemeinsam mit 20 betroffenen Familien.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 30.06.2010
Bestens integriert, gute Schüler
Es ist ein beklemmend anmutendes Szenario: ein Podium, aufgebaut für eine Pressekonferenz, dahinter fünf Sesselreihen - voll besetzt mit Kindern und Erwachsenen, denen per Bescheid schon mitgeteilt wurde, dass sie Österreich verlassen müssen. Familien, die hervorragend integriert sind, deren Kinder ausgezeichnete Schüler sind und die nicht unzählige Folgeanträge gestellt haben, erklärt ihre Rechtsberaterin Karin Klaric.
"Abschiebungen machen Land nicht sicherer"
Ins Leben gerufen hat die Initiative der Unternehmer Jörg Ulreich, als vor einigen Monaten der beste Freund seines Sohnes, der neunjährige Bernard in den Kosovo abgeschoben wurde. 12.000 Unterschriften hat Ulreich für einen Abschiebestopp gut integrierter Asylwerber bisher gesammelt.
"Ja, wir haben ein Ausländerproblem in diesem Land", sagt er, "es gibt gut organisierte Banden, die serienweise unsere Häuser und Wohnungen ausräumen. Vor drei Monaten waren sie auch bei mir. Aber diese Probleme löst man nicht, indem man unbescholtene, bestens integrierte Familien mit Kindern einsperrt und abschiebt, wie Tiere. Das macht unser Land nicht sicherer."
Asylwerber können nichts richtig machen
Auch aus Bundesländern sind Familien angereist. Erich Hametner aus Oberösterreich etwa, versucht zu verhindern, dass eine Mutter und ihre beiden Kinder nach Nigeria abgeschoben werden. 400 Unterschriften hat er gesammelt, überall haben wir interveniert, sagt er, aber die Behörden sind stur.
Asylwerber können in Österreich nichts richtig machen, sagt Juristin Klaric. Irgendeine Begründung fände sich immer, dass die Leute nicht im Land bleiben dürfen. "Dann steht drinnen: sie wären schon ein Fall für das Bleiberecht und sie sind alle hervorragend integriert und sie sprechen gut Deutsch", erzählt Klaric aus der Praxis von Behördenschreiben, "aber wenn man sich integriert während eines Asylverfahrens, dann zählt die Integration nicht. Das heißt, egal, was diese Menschen machen, sie haben keine Chance."
Ihre Heimat ist nicht der Kosovo
Und der Hinweis, dass sie ja mit einem Visum wieder einreisen können, sei einigermaßen absurd, sagt Klaric. Der Familie des neunjährigen Bernard, die jetzt im Kosovo lebt, geht es schlecht, berichten die Initiatoren. Die Eltern haben keine Arbeit, die Kinder sprechen die Sprache nicht. Sie möchten zurück in ihre Heimat, heißt es. Und damit sei nicht der Kosovo gemeint.
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