Buch zum 40-Jahr-Jubiläum
Salzburger Straßentheater unterwegs
Mehr als 1000 Vorstellungen mit gut einer halben Million Zuschauer, Stücke von 26 Autoren und acht Pferde- das Straßentheater ist aus dem Salzburger Festspielsommer seit 40 Jahren nicht wegzudenken.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 06.07.2010
Seit 1970 wird der Theaterwagen von zwei Tiger-Norikern durch die Stadt gezogen, werden auch Umlandgemeinden angefahren und wird manchmal sogar im Ausland gespielt. Jetzt wurde an die Anfänge erinnert und ein Buch vorgestellt, in dem das alles nachgelesen werden kann.
Nur Stehplätze
Begonnen hat alles 1970 mit den "Früheren Verhältnissen", in denen unter anderem Elfriede Ott auf dem Theaterwagen stand. Die Idee zu einem Straßentheater hatte der Regisseur Oscar Fritz Schuh aber schon mehr als zehn Jahre früher. Die Festspiele und das Landestheater lehnten diese Initiative ab, doch die Kulturvereinigung und ihr Generalsekretär Heinz Klier sprangen in die Bresche.
"Die Idee von Oscar Fritz Schuh war, ein Straßentheater zu machen und all jene Salzburger damit zu befriedigen, die bei den Festspielen keine Karten bekommen haben", erinnert sich Klier. Gespielt wird aber nicht nur für die einfachen Leut', sondern auch für Präsidenten, der Eintritt ist für alle frei, aber es gibt nur Stehplätze.
Mehr Klassiker
In den ersten Jahren hat Schuh selbst inszeniert, seine Frau Ursula war die Ausstatterin. Seit 26 Jahren leitet nun Klaus Gmeiner das Theater und geht in der Auswahl ein wenig andere Wege als sein Vorgänger:
"Er hat die Münchner Volksstücke bevorzugt, aber ich hab gedacht, wenn wir subventioniert sind und aufs Dorf gehen, wo die Leute mit dem Theater nicht so sehr in Berührung kommen, sind wir auch verpflichtet, klassische Literatur zu bringen. Das ging bisher ganz gut." Klaus Gmeiner hat also auch Goethe und Kleist, Molière und Shakespeare auf den Spielplan.
Heuer "Der Zerrissene"
Statistisch kommen rund 500 Menschen in jede Vorstellung des Straßentheaters, sie lieben vor allem traditionelle Inszenierungen. Sandra Marchart hat in ihren Buch zum 40-Jahr-Jubiläum auch herausgefunden, was beim Publikum nicht gut ankommt: "Es gab einmal, 1992, Dario Fo am Straßentheater, da sind nicht so viele Zuschauer gekommen. Die Leute wollen doch gern Kostüme sehen auf dem Wagen".
Nestroys "Zerrissener" wird die Schaulust des Publikums im heurigen Sommer sicher zufrieden stellen. Premiere des "Zerrissenen" ist am 23. Juli 2010, 40 Vorstellungen hat das Salzburger Straßentheater in seinem Jubiläumsjahr angesetzt.
Textfassung: Ruth Halle
Service
Buch Sandra Marchart, "Das Straßentheater kommt!", Pustet Verlag
Salzburger Kulturvereinigung - Straßentheater