Wetterfester Theatersaal

"Hamlet" in Perchtoldsdorf

Mit William Shakespeares "Hamlet" öffnen am Donnerstag, 8. Juli 2010 die Sommerspiele in Perchtoldsdorf bei Wien ihre Pforten. Zwei Jahre lang war die Burg als Theaterspielort wegen Umbauarbeiten gesperrt, nun präsentiert sich das Festival in frischem Antlitz und mit einem wetterfesten Theatersaal.

Kultur aktuell, 07.07.2010

Bei Schönwetter wird freilich open air gespielt. Die Mauern der mittelalterlichen Burg geben für das Shakespeare-Drama die passende Kulisse.

Türme aus Kabelrollen

Die Burg in Perchtoldsdorf wird zum Schloss Kronborg in Helsingör. Der aus Rumänien stammende Regisseur Ioan Toma baut große Kabelrollen zu Türmen auf, die den Schauspielern als Präsentationsort oder auch als Versteck dienen und zudem einen Kontrast zu den alten Burgmauern darstellen. In diesem Rahmen spielt sich das Drama um den dänischen Prinzen Hamlet ab, der den Tod seines Vaters rächen soll.

"Ich habe mich dem Stoff genähert, indem ich versucht habe, ihn auf die privaten Konflikte zu konzentrieren. Wir haben Szenen gebaut, wo Hamlet mit seiner Mutter alleine ist und versucht, Momente zu finden, wo das Duell zwischen Hamlet und seinem Onkel, dem Mörder seines Vaters, spürbar sind", erzläutert Regisseur Ioan Toma. "Und vor allem habe ich versucht, die Freundschaft zwischen Hamlet und Horatio noch sichtbarer zu machen, als sie gewöhnlich erlebt wird."

Christian Brandauer am Klavier

Horatio nimmt in Tomas Fassung die Rolle des Erzählers ein - am Klavier sitzend, beobachtet er das Geschehen von außen. Verkörpert wird die Figur vom Komponisten und Autor Christian Brandauer, dem Sohn Klaus Maria Brandauers. Von ihm stammen jene Klavierthemen, die sich zurückhaltend durch das ganze Stück ziehen.

Schon 2006 und 2007, vor der zweijährigen Pause der Sommerspiele Perchtoldsdorf, fungierte Toma als Regisseur. Und auch sonst setzt Barbara Bissmeier, die neue künstlerische Leiterin des Theaterfestivals, auf Kontinuität: Wie bisher will man Zuschauer mit Weltliteratur und Schauspielern von den großen Wiener Theatern anlocken.

"Ich hab so ein Problem mit dem Wort Sommertheater, das ist nämlich sehr oft negativ besetzt. Wir möchten einfach gutes Theater machen, mit qualitätsvollen Stücken. Es wird von Perchtoldsdorf selbst, vom Ort, auch sehr goutiert und die schätzen diese Linie, die wir weiterverfolgen", so Bissmeier.

Burg zieht in Bann

Die Titelrolle des Hamlet übernimmt Florian Teichtmeister, seit 2005 Ensemblemitglied im Theater in der Josefstadt. Die Burg als Bühne ziehe auch die Schauspieler in ihren Bann, sagt Teichtmeister: "Ich sage immer spaßhalber, jetzt bin ich auch Burgschauspieler. Es hat Flair. Ich glaube, dass es diese geballte Kraft ist, die da steht, dieses Bollwerk. Helsingör - und damit Dänemark und Hamlets Umfeld - wird damit zu einem magischen Reich voller Verstecke, Abgründe, Gefahren und Möglichkeiten."

Als Ausweichquartier bei Schlechtwetter dient der neue Veranstaltungssaal mit 400 Plätzen. Er ist das Herzstück der Umbauten in der Burg, die etwa zehn Millionen Euro gekostet haben. Auf ein Rahmenprogramm mit Kabarett und Musik verzichten die Sommerspiele ab heuer. Am 11. Juli 2010 gibt es aber eine Matinée mit dem Schriftsteller Michael Köhlmeier. Thema: "Shakespeare und sein Hamlet".

Service

William Shakespeare, "Hamlet", Sommerspiele Perchtoldsdorf, Premiere: Donnerstag, 8. Juli 2010, 20:15 Uhr, Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (10 Prozent)

Sommerspiele Perchtoldsdorf