"Schulbrüder wussten von Anzeige"
Klasnic: Orden war informiert
Der römisch-katholische Orden der Schulbrüder in Wien Strebersdorf soll bereits "seit Wochen" über Missbrauchsvorwürfe und einer von der Klasnic-Kommission geplanten Sachverhaltsdarstellung informiert gewesen sein. Das erklärt die von Kardinal Christoph Schönborn eingesetzte Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic im Ö1-Interview.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 07.07.2010
"Das war nicht überraschend"
Die Ordensbrüder sahen sich am Dienstag mit der ersten Anzeige der Kommission konfrontiert. Bei einer eiligst einberufenen Pressekonferenz kritisierten Vertreter der Gemeinschaft, erst wenige Stunden zuvor aus den Medien davon erfahren zu haben. Das weist Klasnic im Ö1-Interview zurück: "Das war nicht überraschend. Dem Orden war es bekannt, es hat Gespräche gegeben und vieles mehr", betont Klasnic. Es sei ja auch im Orden in den letzten Wochen bereits eine Entscheidung gefallen. Nun sei es Sache der Staatsanwaltschaft.
"Wunsch mehrerer Opfer"
Die Anzeige habe man einbracht, weil sich mehrere Opfer gemeldet hätten, so Klasnic: "Es geht nicht um einen Fall und nicht um diesen Fall, sondern um den Wunsch mehrerer Opfer." Und Klasnic ermuntert Opfer dazu, ebenfalls diesen Weg zu beschreiten: "Ich sage bewusst, das ist auch ein Weg für jene, die das Gefühl haben, es ist nicht gerecht. Dann wird die Staatsanwaltschaft auch den Weg finden."
Ein Name für mehrere
Wie viele Personen sich gemeldet haben, will Klasnic nicht sagen. Die Anzeige wurde zunächst gegen eine Person eingebracht, dieser Name stehe jedoch stellvertretend für mehrere, sagt Klasnic.
300 Meldungen
Unabhängig von diesem Fall haben sich bei der Kommission bereits 300 Betroffene gemeldet, sagt Waltraut Klasnic. In der heutigen Sitzung wurden weitere Soforthilfen und Therapien beschlossen. Ziel der Kommission sei es, dass im Herbst erste Entschädigungen vorgenommen werden.
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