Neuer Krimi von Don Winslow

Pacific Paradise

Ja. Das gute alte Genre der "private eyes", der Privatdetektive. In den vergangenen Jahren feiert es international, vor allem im angloamerikanischen Sprachraum, eine Renaissance.

Zumeist sind die Helden Typen, die zuvor bei der Polizei beschäftigt waren. Und allesamt sind sie dort rausgeworfen oder rausgedrängt worden - wegen irgendwelcher dienstlicher Verfehlungen oder mangelnder Anpassung an den Korpsgeist. Freiwillig scheint dort keiner gehen zu wollen, was vielleicht auch mit den Pensionsbezügen zu tun haben könnte.

Wie auch immer.

Diesmal heißt der unfreiwillige Held Boone Daniels. Ein Ex-Polizist und begeisterter Surfer mit Wohnsitz San Diego, Kalifornien. Und dieser Boone, wie er genannt wird, ist eine absolut sympathische Figur. Den Vormittag verbringt er mit seinen Kumpels, zu denen neben einem Typ Marke "Baywatch-Bademeister" auch ein Polizeioffizier asiatischer Herkunft gehört, am Strand, mittags besucht er gelegentlich sein Büro, nachmittags begibt er sich in seine Stammkneipe und abends grübelt er über Gott und die Welt vor sich hin, sofern er nicht beim Fischen in der Bucht ist.

Am Ende ist alles anders

Selbstverständlich kann kein Krimiautor - und der US-Amerikaner Don Winslow ist einer der derzeit besten - diese sogenannte Spannung über knapp 400 Seiten aufrecht erhalten. Also gibt es Raub und Mord im ehemals beschaulichen San Diego, gibt es Drogenhandel und Korruption, und darüber hinaus auch noch durchgeknallte Neonazis und sexuelle Seitensprünge aller Art.

Privat Eye Boone - so viel kann über den Plot dieses Romans verraten werden - beginnt mit einer Ermittlung zum Thema Totschlag und Ehebruch, am Ende geht es aber um mexikanische Drogenkartelle und kalifornische Immobilienhaie.

Informative Krimis

Der Autor Don Winslow, angeblich ein ehemaliger Privatdetektiv in New York City und Safariführer in Kenia, hat nach einem grandiosen Mafia-Killer-Krimi namens "Frankie Machine" sein literarisch-kriminelles Wirkungsgebiet inzwischen zur Gänze nach Südkalifornien verlegt.

"Pacific Paradise" ist der zweite Boone-Roman. Der erste hieß "Pacific Private". Beide sind exzellent geschrieben und hoch spannend zu lesen. Man erfährt da einiges über detektivische Arbeit - fernab von Blondinen und Bourbon, aber noch mehr über Fischen, Surfen, Boxen, Karate und anderen Formen der unbewaffneten Schlägereien, also dem, was gemeinhin Kampfsport genannt wird.

Ideal für den Strand

"Kampfsport" im Sinne von freiwilligem Knockout betreibt allerdings auch der ehrwürdige Suhrkamp-Verlag, wenn es um Kriminalliteratur geht. Der schickt offenbar seine Lektoren und Korrektoren von vornherein auf die Matte, wenn es sich um Krimis handelt und weckt sie erst dann wieder auf, wenn die 97. Brecht- oder Hesse-Gesamtausgabe ansteht.

Schade. Denn, selten war Suhrkamp so spannend wie mit dieser Krimi-Reihe. Und der beste Autor daraus, der heißt eben Don Winslow. "Pacific Paradise" und der Vorgänger "Pacifice Private", das sind - so das Fazit - tatsächlich Bücher für den Strand, wo auch immer der sein mag, und wo auch immer Sie sich befinden mögen.

Service

Don Winslow, "Pacific Paradise", aus dem Amerikanischen übersetzt von Conny Lösch, Suhrkamp Verlag

Suhrkamp - Don Winslow