"Zauberflöte" und Bruckner

Tiroler Festspiele Erl

Große Werke der Musikliteratur in landschaftlicher Idylle bieten ab Donnerstag, 8. Juli 2010 wieder die Tiroler Festspiele Erl. Das Festival unter der künstlerischen Leitung des Dirigenten und Opernregisseurs Gustav Kuhn ist schon längst ein Fixpunkt im internationalen Festivalkalender.

Mittagsjournal, 08.07.2010

Die Festspiele Erl verstehen sich auch als Auftrittsmöglichkeit für junge Künstlerinnen und Künstler aus Kuhns Talenteschmiede, der "Accademia die Montegral". Als Spielort dient das Passionsspielhaus in der kleinen Gemeinde Erl bei Kufstein, nach dem Eröffnungskonzert wird am Folgetag die "Zauberflöte" aufgeführt.

Zauberflöte mit Naivität

Der Zauberflöte ihre Naivität zurückzugeben, das ist das Anliegen Gustav Kuhns, der bei der Produktion nicht nur am Dirigentenpult steht, sondern auch Regie führt. Neben Künstlern wie Annet Fritsch als Pamina und Michael Baba als Tamino werden auch Kinder aus Erl auf der Bühne zu sehen sein.

"Wir glauben, dass die Kinderseele das Entscheidende ist", so Kuhn. "Diese Art von Weisheit, die in Kinderseelen und Kinderaugen ist, die versuchen wir darzustellen."

Internationales Publikum

Die Zauberflöte, einst eine Oper, die auf den Vorstadtbühnen abseits der großen Wiener Theaterhäuser aufgeführt wurde, passe sehr gut zu den Tiroler Festspielen Erl, sagt Kuhn. Dem Reiz, einem großen Musikfestival mitten in der ländlichen Einsamkeit beizuwohnen, folgt alljährlich ein internationales Publikum.

1997 hat Kuhn das Festival gegründet, es bildet gleichsam den alljährlichen Höhepunkt der sonstigen Aktivitäten des Dirigenten, Komponisten und Regisseurs. Da wäre etwa die Accademia di Montegral, in der Kuhn mit jungen talentierten Musikern, großteils Sängern, arbeitet. Die Erler Opernproduktionen werden das ganze Jahr über einstudiert - als künstlerisches Zentrum dient ein malerisches Kloster in den Hügeln der Toskana. Der Arbeitsrhythmus entspricht dabei nicht unbedingt dem regulären Musikbetrieb.

Geld nicht im Vordergrund

"Es ist überhaupt nicht so, dass man keine Karriere machen darf oder sich irgendwie sektenartig da eingliedern muss", so Kuhn. "Es ist nur, dass man sagt: Worum geht's mir? In erster Linie ums Geldverdienen oder um Projekte?"

Mit Anton Bruckners siebenter Symphonie und einem Auftragswerk des Komponisten und Organisten Kurt Estermann starten die Festspiele. "Es hat schon sehr viel Sinn gehabt, dass so ein Mann des Klanges wie Celibidache gesagt hat: Bruckner klingt in diesem Haus sensationell. Das hat mit den Bässen zu tun, die hier im Haus so gut klingen. Natürlich hängen wir uns in diesen Klang rein, das Orchester liebt auch mittlerweile selbst diesen Klang und liebt seine Star-Rolle", sagt Kuhn.

Kammermusik und "Fliegender Holländer"

Apropos Wagner: "Der fliegende Holländer" ist die zweite große Opernproduktion dieses Jahres, Premiere ist am 17. Juli 2010. Unter der Woche wird Kammermusik zu hören sein, und auch Spezielles wird wieder geboten: Kommenden Sonntag werden etwa der Countertenor Terry Wey und der Bass-Bariton Ulfried Staber die 40-stimmige Motette "spem in alium" von Thomas Tallis aus dem 16. Jahrhundert aufführen - und zwar im Alleingang.

Service

Tiroler Festspiele Erl, 8. Juli bis 1. August 2010, Club Ö1-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (10 Prozent).

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