Angebot zum Ausstieg aus Gas-Pipeline
Moskau torpediert Nabucco
Europa sucht seit längerem nach Möglichkeiten, um unabhängiger von Gaslieferungen aus Russland zu werden und hat deshalb das Pipelineprojekt Nabucco gestartet. Laut der deutschen Zeitung Handelsblatt will Moskau das Projekt jetzt torpedieren.
8. April 2017, 21:58
Nachrichten, 12.07.2010
Angebot an RWE
Russland will erreichen, dass das Nabucco-Konsortium auseinanderbricht. ZU diesem Zweck hat es dem deutschen Gaskonzern RWE ein Angebot gemacht, sich an der russischen Gas-Pipeline Southstream zu beteiligen. Den Zeitpunkt für das Angebot hat Russland sorgfältig gewählt: Ein Ausstieg könnte für die Deutschen schon deshalb interessant sein, weil das Nabucco-Projekt nicht so recht vorankommt. Nach wie vor gibt es keine festen Lieferzusagen für Gas aus Zentralasien und damit ist noch nicht sicher, dass sich das Projekt überhaupt rentiert.
Problematische Abhängigkeit
Wenn Deutschland aus dem Nabucco-Projekt aussteigt, dürfte es wohl nicht zustande kommen. Russland könnte so seinen Einfluss auf die Energieversorgung in Europa weiter ausbauen. Schon jetzt kommt ein Viertel des gesamten Erdgases, das in Europa verbraucht wird, aus Russland. Dass diese Abhängigkeit problematisch ist, haben Gaskunden in den vergangenen Jahren leidvoll zu spüren bekommen, als Russland nach Geldstreitereien mit der Ukraine und Weißrussland zeitweise fast kein Gas nach Europa geliefert hat.
Mittagsjournal, 12.07.2010
Rentabilität nicht gesichert
Der französische Energieriese EDF hat vor einem Monat zugesagt, sich an Southstream zu beteiligen. Der Versorger ENI aus Italien ist bereits dabei, ebenso der OMV Konzern. Das würde RWE den Einstieg in den Umstieg beziehungsweise zum doppelten Engagement erleichtern. Hinzu kommen die schwierigen Verhandlungen um Lieferverträge. Aus den Ländern im Süden Russlands gibt es noch keine belastbaren Zusagen, damit ist die Rentabilität des Projekts nicht gesichert. Bis Ende des Jahres will RWE grundsätzlich geklärt wissen, in welchen Mengen das Erdgas für Nabucco aus welchem Land kommt. Neben Aserbeidschan und Turkmenistan laufen auch Gespräche mit dem Irak. Man sei zuversichtlich kommentieren das RWE, die Rheinisch Westfälische Elektrizitätswerk AG.
Lobbys aktiv
Wie RWE auf das mögliche Gazprom Angebot reagiert, das dürfte ebenso von der Lobbyarbeit abhängen, bei der sich zwei ehemalige Partner gegenüberstehen. Die Russen schicken Ex-Kanzler Gerhard Schröder ins Rennen, der ein sehr gutes Verhältnis zu RWE-Chef Jürgen Großmann pflegt. Der Fürsprecher für das Projekt Nabucco heißt Joschka Fischer, bis vor fünf Jahren die Nummer zwei in der rot - grünen Regierungsmannschaft.