Vorschlag der Kommission
Brüssel will Gentechnik-Patt beenden
Die EU-Kommission will die Pattstellung beim Thema Gentechnik in der europäischen Landwirtschaft auflösen: Gentechnik-kritische Länder wie Österreich sollen in Zukunft selbst bestimmen dürfen, ob sie den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen erlauben. Ein entsprechender Vorschlag wird in Brüssel vorgestellt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 13.07.2010
Ärger mit den USA
In Österreich gilt ein Anbauverbot von gentechnisch veränderten Pflanzen, das die EU-Kommission bereits dreimal aufheben wollte - ohne Erfolg, denn die Mehrheit der Mitgliedsländer hat stets dagegen gestimmt. Das bringt die Kommission in eine schwierige Lage: Vor der Welthandelsorganisation (WTO) droht Ärger mit den USA, die wegen der Anbauverbote mit Strafzöllen drohen. Hintergrund: Die größten Produzenten von gentechnisch verändertem Saatgut wie der Konzern Monsanto kommen aus den USA.
Umstrittener Ausweg
Der Ausweg aus dieser Zwickmühle soll jetzt ein Selbstbestimmungsrecht für die Mitgliedsländer beim Anbau von Gentechnik-Pflanzen sein. Im Gegenzug sollen die Gentechnik-Gegner wie Österreich, Griechenland oder Ungarn ihren Widerstand gegen die Neu-Zulassung von Gentechnik-Pflanzen auf EU-Ebene aufgeben. Das würde es Befürwortern wie z.B. den Niederlanden erleichtern, Gentechnik-Pflanzen anbauen. Umweltschützer befürchten aber, dass die Gentechnik dann über die Hintertür nach Österreich kommt - durch Pollenflug und verunreinigtes Saatgut.
Österreich besonders betroffen
Entscheidend wird sein, ob sich nur gesamte Staaten oder auch einzelne Regionen gegen Gentechnik entscheiden können. So könnten gentechnikfreie Gebiete erlaubt werden, wenn ein Nebeneinander von Genpflanzen und konventionellen und biologischen Saaten nicht garantiert werden kann. Das trifft Österreich besonders, denn hierzulande ist die Landwirtschaft kleinräumig, die Felder liegen nahe beieinander und Pollenflug von Feld zu Feld ist daher leichter möglich als in Regionen, wo Landwirtschaft industriell und in riesigen Monokulturen betrieben wird.
Bedenklich und teuer
Gentechnik gefährde daher die Biolandwirtschaft, argumentieren Umweltschützer, außerdem würde die Artenvielfalt darunter leiden. Dazu kommt, dass gentechnisch verändertes Saatgut teurer ist, weil die Bauern dafür Lizenzgebühren zahlen müssen. So hat sich in den USA, wo Gen-Pflanzen großflächig angebaut werden, der Preis von Soja-Saatgut in den letzten 10 Jahren mehr als verdreifacht.
Import ohnehin erlaubt
Österreich ist übrigens nur beim Anbau gentechnikfrei, der Import von gentechnisch veränderte Pflanzen, in erster Linie als Futtermittel, ist erlaubt.