Kulturhauptstadtprojekt "Still-Leben"
Massenpicknick auf der Autobahn
In Deutschland wurde am Sonntag ein sechzig Kilometer langes Stück Autobahn komplett gesperrt, und zwar der Ruhrschnellweg, die Hauptverkehrssachse mitten durch das Ruhrgebiet. Dort wurde als Teil eines Kulturprojekts die Autobahn zum Schauplatz eines riesigen Volksfestes, zu dem nur Fußgänger und Radfahrer Zutritt hatten.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 18.07.2010
60 Kilometer Autobahn gesperrt
Geschätzte zwei Millionen Menschen haben am Sonntag zwischen Duisburg und Dortmund auf der Autobahn ein Riesenvolksfest gefeiert. Für das spektakuläre Kulturhauptstadtprojekt "Still-Leben" wurde die A40 auf einer Länge von 60 Kilometern für Autos gesperrt. Stattdessen tummelten sich Fußgänger und Radfahrer auf den Fahrspuren. Der Andrang war so groß, dass die Auffahrten zeitweise gesperrt werden mussten.
20.000 Tische
Auf der für Radfahrer und Inline-Skater reservierten Fahrspur hatte es bereits rund eine Stunde nach dem offiziellen Start gegen Mittag erste Staus gegeben. An der "Tischspur", die aus 20.000 Biergartentischen bestand, präsentierten Gruppen aus der ganzen Region ihre "Alltagskultur": Karnevalsvereine, Bienen- und Taubenfreunde, Theatergruppen und die "Yoga-Mädels", die Entspannungsübungen vorführten.
Ganz viel Multi-Kulti war vertreten: Die Gruppe "Bosporuhrus" lud zu türkisch-deutschen Spezialitäten ein. Der "English table" zauberte ein englisches Picknick. Auch Ostfriesen kamen zur Revier-Autobahn und servierten Tee mit Kluntje (einem großen Stück Kandiszucker, Anm.) und Schlagoberswölkchen.
Ein Volksfest
Die Veranstalter der Kulturhauptstadt-Projektgesellschaft Ruhr.2010 zogen eine positive Zwischenbilanz: "Es ist beeindruckend - ein wahres Volksfest. Die Kulturhauptstadt kommt an bei den Leuten", sagte der Künstlerische Direktor Dieter Gorny. Ruhr.2010-Geschäftsführer Oliver Scheytt nannte das "Still-Leben" eine "große soziale Skulptur, die ein neues Selbstbewusstsein der Menschen prägt. Man muss sich jetzt nicht mehr entschuldigen, dass man zwischen Münster und Düsseldorf wohnt".