Musikalische Risikofreude vorausgesetzt

Windhundkultur in Nairobi

Windhund ist eine Formation in Österreich lebender Musiker, die mittels improvisierter Musik zu neuen Ufern aufbrechen - und gerne reisen. Und so fuhren Otto Lechner, Melissa Coleman und Karl Ritter im Juli 2010 mehrere Wochen lang durch den Osten Afrikas.

Glanzvoll war das Konzert auch deshalb, weil einerseits die Technik funktionierte und andererseits der Saal bis zum letzten Platz gefüllt war mit einem gemischten Publikum, das sich auf die Musik einzulassen bereit war. Und all das - so die Erfahrung der Musiker bei den vorhergehenden Konzerten - ist nicht selbstverständlich.

Die Improvisationen von Windhund sind von traditionellen, lokalen Musikstilen beeinflusst, jedes Konzert wird zu einem einzigartigen, nicht wiederholbaren Programm.

Der experimentelle Ansatz der Windhund - also Musik im Moment entstehen zu lassen, ohne vorherige Probesessions und im Zusammenspiel mit neuen Kollegen und neuem Instrumentarium - setzt eine kleine Risikofreude des Publikums voraus. Diese Bereitschaft ist beim ostafrikanischen Publikum auch nicht stärker ausgeprägt als beim europäischen, wie der weitgereiste Akkordeonist Otto Lechner resümierte.

Einziger Kritikpunkt war, dass es zu kurz dauerte, war sich das Publikum einig. "Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist", begründete der Gitarrist Karl Ritter das von vielen als abrupt wahrgenommene Ende.

"Eine Reise, deren Geschwindigkeit sich steigerte, und die bis zuletzt mitreißend war", kommentierte eine Besucherin.

Während in Nairobis zahlreichen Clubs und Bars bis frühmorgens zu wummernden Bässen und übersteuertem Gesang getanzt wird, gibt es nur wenige Kulturinstitutionen, in denen klassische Musik, Jazz oder experimentelle Musik zu hören ist. Neben dem Goethe Institut, gemeinsam mit der österreichischen Botschaft Veranstalter des Windhund-Abends, ist das GoDown Arts Centre zu nennen, situiert in einem Industrieviertel unweit des Stadtzentrums.

Auf Wien umgelegt, funktioniert das GoDown Arts Centre als etwas zwischen MuseumsQuartier und WUK. Anders als bei diesen Institutionen, gibt es in Nairobi keine Förderungen aus öffentlicher Hand - finanziert werden Kulturprojekte meist durch ausländische Institute, oder, wie das GoDown Arts Centre, durch private Sponsoren. Dass die Ausrichtung des Programms deshalb nicht kommerziell oder massentauglich sein muss, führt man hier seit Jahren erfolgreich vor: Das GoDown Arts Centre ist in der Kulturlandschaft Ostafrika einzigartig, so ist man sich einig. Auch außerhalb von Nairobi.