Tschad ignoriert internationalen Haftbefehl

Ehrenempfang für Sudans Staatschef

Der wegen Kriegsverbrechen und Völkermords per Haftbefehl gesuchte sudanesische Staatschef Omar Hassan al-Bashir ist in das Nachbarland Tschad gereist. Das Land anerkennt die Rechtsprechung des Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag und wäre verpflichtet, Bashir festzunehmen.Die Regierung in N'Djamena denkt aber nicht daran.

Morgenjournal, 22.07.2010

Trotz Völkermord ein "geschätzter Gast"

Seit nunmehr eineinhalb Jahren liegt gegen Omar Hassan al-Bashir ein internationaler Haftbefehl vor, wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Darfur. Erst vor ein paar Tagen kam ein Haftbefehl wegen Völkermordes dazu. Damit ist der sudanesische Staatschef weltweit geächtet, sollte man glauben. Aber für die Regierung des Tschad ist er ein geschätzter Gast, Staatschef Idriss Deby lässt es sich nicht nehmen, al-Bashir bei seiner Ankunft mit allen Ehren zu empfangen.

Zusammenarbeit Sudan und Tschad

Noch vor einem halben Jahr wäre dieser Besuch noch unmöglich gewesen. Der Sudan und der Tschad waren nie gute Nachbarn. Sie haben jeweils die Rebellen im anderen Land unterstützt, erst im Februar sind sie übereingekommen, ihre Feindschaft formell zu begraben. Al-Bashir erklärt vor Journalisten, der Sudan und der Tschad wollten nach ihren Meinungsverschiedenheiten ein neues Kapitel aufschlagen und im Interesse der beiden Nationen zusammenarbeiten.

Viele Staaten ignorieren Haftbefehl

Der sudanesische Präsident will heute in N'Djamena an einem Gipfeltreffen der Sahel-Sahara-Staaten teilnehmen. Dabei kann er viele Freunde treffen, denn nicht nur der Tschad, sondern die meisten arabischen und afrikanischen Staaten ignorieren den internationalen Haftbefehl.