Boykott der Opposition
Sudan: Erste Wahlen nach Bürgerkrieg
Die ersten freien Wahlen seit 24 Jahren im afrikanischen Land Sudan haben am Sonntag mit reger Beteiligung begonnen. Die Opposition hat sich von dem Wahlgang weitgehend zurückgezogen - der Sieg von Staatschef Omar Al-Bashir gilt schon jetzt als sicher.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 11.04.2010
Margit Maximilian
Rege Beteiligung
Trotz des Boykotts von zwei Oppositionsparteien drängten in der Hauptstadt Khartum die ersten Wähler gleich nach Öffnung in die Wahllokale. Bis zum Dienstag können die Wahlberechtigten ihre Stimme für die Parlaments- und Präsidentschafts- und Gemeinderatswahlen abgeben.
16,5 Mio. Wähler registriert
Es sind die ersten Parlaments- und Präsidentenwahlen nach dem vor fünf Jahren beendeten blutigen Bürgerkrieg zwischen dem Norden und Süden des Landes. Im teilautonomen Süden werden zudem ein eigener Präsident und ein südsudanesisches Parlament gewählt. Zu den dreitägigen Wahlen haben sich 16,5 Millionen Wähler registrieren lassen.
Wiederwahl al-Baschirs sicher
Überschattet wird der Urnengang vom Boykott mehrerer Oppositionsparteien im Norden. Die Wiederwahl von Präsident Omar al-Baschir gilt nach dem Rückzug fast aller Oppositionskandidaten als so gut wie sicher. Das Wahlergebnis wird voraussichtlich am kommenden Sonntag bekanntgegeben.
Morgenjournal 11.04.2010
Einschüchterungen und Behinderungen
Die Wahlen werden von umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen begleitet. Menschenrechtsgruppen haben im Vorfeld Einschüchterungen und Behinderungen der Opposition sowohl im Norden als auch im Süden angeprangert. Vor allem in der Krisenregion Darfur konnten sich viele der in Flüchtlingslagern lebenden Menschen nicht als Wähler registrieren lassen.
Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen
General Bashir hatte sich 1989 an die Macht geputscht; der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in den Den Haag hat einen Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Bürgerkriegsregion Darfur gegen Bashir ausgestellt.
Kompliziertes Verfahren
Die dreitägigen Wahlen gehören zu den kompliziertesten der Welt. Im Süden, der zehn Bundesstaaten umfasst, müssen die registrierten Wähler insgesamt zwölf Kreuze machen: unter anderem auch für die halbautonome südsudanesische Regierung, die Abgeordneten, eine eigene Frauenliste und die Gouverneure - ein schwieriges Unterfangen in einem Land, in dem mehr als 70 Prozent der Menschen nicht lesen und schreiben können.
Abendjournal, 11.04.2010
Margit Maximilian