Lebensgewohnheiten von entscheidendem Einfluss

Alzheimer: Gegensteuern möglich

In Österreich gelten derzeit mehr als 100.000 Menschen als dement. Die bei weitem häufigste Form der Demenz ist Alzheimer. Etwa jeder vierte Mensch über 80 Jahren ist davon betroffen. Jede kann allerdings etwas dagegen tun, auch im Alter von 50: indem Lebensgewohnheiten geändert werden.

Frühe Feststellung möglich

Kann man bei 50-Jährigen schon feststellen, ob ein Risiko besteht, dass sie in späteren Jahren an Alzheimer erkranken könnten? Ja, sagt die Wiener Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie, Margot Schmitz. Erste Anzeichen für die Krankheit gebe es schon sehr früh. Namen zu vergessen oder Telefonnummern, das müsse freilich noch kein Grund zur Besorgnis sein, meint Schmitz: "Eine isolierte Störung sagt vielleicht mehr über ihre Ängstlichkeit oder ihre Anspruchshaltung aus."

Mittagsjournal, 22.07.2010

Anzeichen erkennen

Dennoch kann man auch selbst erste Anzeichen bedenklicher Veränderungen feststellen, so Schmitz: "Ein Beispiel ist: Ich kenne mich in Wien gut aus und will von A nach B und ich bin nicht mehr in der Lage mit einem Stadtplan den besten Weg herauszufiltern. Oder: Ich höre einen Beitrag im Radio und kann am Ende weiß ich nicht mehr, was ich eigentlich gehört habe. Wenn ich merke da gibt es einen deutlichen Unterschied zu früher, dann sollte ich das überprüfen lassen."

Rauchen extrem schädlich

In der jetzt anlaufenden Alzheimer-Studie heißt das: Erfassen aller relevanten Lebensumstände, Krankheiten, auch in der Familie, Ernährungsgewohnheiten, sportlichen Aktivitäten bis hin zu psychologischen Tests und Analysen der Denkleistungen.

Mit 50 kann man der Erkrankung auch noch gegensteuern, sagt Schmitz: "Mit 50 kann ich noch einiges verbessern: Lebensstil, Ernährungsstil und Bewegung umzustellen. Rauchen ist das schädlichste für die Gefäße, für die Haut und für die Beine, aber vor allem für das Gehirn."

Gezieltes Gehirntraining hilft

50 sogenannter Gehirnkulturtipps hat Schmitz zusammengestellt, die dabei helfen, länger auch geistig fit zu bleiben. Das reicht von Ernährung über Sport bis zur Vermeidung von unnötigem Stress. Hier gilt das Motto: Was dem Herz guttut, tut auch dem Gehirn gut. Dazu gehört aber natürlich auch gezieltes Training für das Gehirn selbst. Und dafür eignen sich Computerspiele genauso wie Lesen, Sprachen lernen oder sich zum Experten, zur Expertin in irgendeinem Gebiet zu entwickeln oder, ganz allgemein: Auskunft zu geben, sagt Schmitz: "Wenn ich irgendwo sozialdienste leiste und in einem Gebäude Leute herumführe, werde ich auch andere Dinge gefragt, wie wo man essen kann, wo man ausgehen kann etc. Mit der Beantwortung solcher Fragen tue ich mehr für mein Gehirn, als für diese Personen."

Alzheimer verhindern?

Wie groß tatsächlich die Chance ist, Alzheimer zu verhindern, das sei derzeit noch nicht klar, so Schmitz: "Statistisch gesehen ist sie groß, aber was das für den einzelnen bedeutet wissen wir noch nicht." Und umgekehrt gilt: auch erste Anzeichen müssen nicht zwangsläufig tatsächlich zu Alzheimer führen. All diese Zusammenhänge sollen jedenfalls in einem auf mehrere Jahre angelegten Wiener Forschungsprojekt mit Freiwilligen untersucht werden, das Projekt soll schon im August starten.