Wie innovativ ist Salzburg noch?
Festspiele im 21. Jahrhundert
Die Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga Rabl-Stadler, die Leiterin des Kunstfestes Weimar, Nike Wagner, der Schauspieler und Regisseur Klaus Maria Brandauer und der Konzertchef der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, diskutieren zum Thema "Festspiele im 21. Jahrhundert".
26. April 2017, 12:23
Kulturjournal, 28.07.2010
Diskussionsleitung: Dorothee Frank
Auf die Frage, was das Herausragende der Salzburger Festspiele sei, sagt Helga Rabl-Stadler, das wunderbare sei, dass Oper, Theater und Konzert vertreten sei, das hätten viele andere Festivals nicht, "und wenn wir gut sind, sind wir da unübertrefflich."
Ist Salzburg jedoch noch ein progressives Festival, das eine Vorreiterrolle habe? Seit Mortier seien neue und sperrige Dinge aufgeführt, worden, meint dazu Nike Wagner, "seitdem hat sich viel bewegt". Der Konzertsektor sei "fabelhaft gut". Das Schauspiel stehe ebenfalls gut und innovativ da. Oper hingegen "ist immer der Luxusriesendampfer und ist immer sozusagen am meisten anfällig für Tourismus, für gängige Ware." Wagner empfiehlt daher: "Mehr Mut zum Risiko auf dem Opernsektor."
Klaus-Maria Brandauer entgegnet: "Mehr Risiko? Das sind Aufführungen, die von allerersten Leuten gearbeitet werden", es müssten schon Leute sein, die bereits bewiesen haben, dass sie ihr Metier beherrschen - Risiko mit neuen Leuten einzugehen sei nicht das Wahre. Außerdem: Neue (Opern-)Stoffe fielen nicht vom Himmel, "im Gegenteil: Musiker suchen händeringend nach Dingen, die man aufführen kann."
Markus Hinterhäuser konstatiert den Salzburger Festspielen, dass sich seit den 1990er Jahren sehr viel verändert habe. Die Salzburger Festspiele seien offener geworden, durchlässiger, vielfältiger, aber: "der Ton hat sich geändert." Man müsse den richtigen Regisseur für das richtige Stück einladen, "man muss wissen, was man mit einem Stück erzählen möchte, wie man es erzählen möchte, dann ist es völlig wurscht, ob der 18 ist oder 80". Er empfiehlt ein Weg von den Klischees, "Klischees sind Trägheit des Denkens und Trägheit des Denkens tut niemandem gut".