Neuinterpretation von Hans Zender

"Winterreise" eröffnet Arcana-Festival

Seit Mittwoch ist die Region rund um St. Gallen Austragungsort eines neuen Festivals für zeitgenössische Musik: Arcana ist nach einem Orchesterstück von Edgar Varese benannt, zwölf Tage lang werden unterschiedliche Orte mit neuer Musik bespielt.

Kultur aktuell, 29.07.2010

Neue Töne, neue Erfahrungen

Die "Winterreise" einmal anders: Für neue Töne sorgten am Mittwoch das Klangforum Wien und Tenor Daniel Kirch bei der Eröffnung von Arcana. Das Festival für Neue Musik, das im Rahmen der steirischen Kulturfestivals "regionale" stattfindet, soll neuen Schwung ins Gesäuse bringen.

Fernab der Ballungsräume will Intendant Peter Oswald hier ein "Lustzentrum" für zeitgenössische Musik schaffen. "Ein Lustzentrum ist etwa, wo ich das Neue entdecke, wo ich ein Abenteuer mache, wo ich vielleicht im Idealfall ein anderer bin, als ich vorher gewesen bin, wo ich nicht das reproduzieren, was ich ohnehin schon immer gewusst habe", sagt Peter Oswald, der schon den steirischen herbst geleitet hat und das Musik-Label Kairos betreibt.

Nun will er mit Arcana wieder neue Wege gehen. Das Festival sieht er als Vermittlungsstätte für zeitgenössische Musik. Gelingen soll das mit Ensembles wie dem Klangforum Wien, den Vocalsolisten Stuttgart und dem Arnold Schoenberg Chor.

Auf dem Programm stehen Kompositionen von Olga Neuwirth, Beat Furrer und Wolfgang Rihm. Gespielt wird an so unterschiedlichen Orten wie in Fabrikshallen, der Stiftsbibliothek Admont und dem Haindlkar.

Abbau von Schwellenängsten

Mittels eines breit angelegten Musik-Vermittlungsprogrammes soll hier der Boden für zeitgenössische Musik bereitet werden. So haben Mitarbeiter eines Automobilzulieferers in Altenmarkt gemeinsam mit Profimusikern Xenakis "Pleiades" erarbeitet. Gussteile aus Magnesium werden hier zum Instrument. Projektleiterin Annemarie Mitterbäck will so die Hemmschwelle zu zeitgenössischer Musik abbauen.

"Durch das praktische Tun, die kontinuierliche Arbeit und den kreativen Ausdruck werden Schwellenängste hinsichtlich neuer Musik gelöst, weil man durch sich selbst, durch das Ausprobieren lernt, wie die feinen Unterschiede und Abstufungen sind - dadurch verändern sich auch die Hörgewohnheiten", sagt Mitterbäck.

Nachhaltigkeit von Bedeutung

Intendant Peter Oswald möchte das Festival langfristig im Gesäuse etablieren. Arcana steht heuer ein Budget von 420.000 Euro zur Verfügung, ein gutes Viertel kommt von der "regionale". Eine mögliche Weiterfinanzierung steht allerdings noch in den Sternen. Oswald betont, dass Nachhaltigkeit von höchster Bedeutung sei.

"Es ist ganz wichtig, dass man nicht einmal ein großes Festival in die Gegend stellt und dann verschwindet alles wieder", sagt Oswald. "Wesentlich ist, dass Strukturen geschaffen werden, dass ein Bewusstsein geschaffen wird, das über das Jahr des Festivals hinaus führt."

Heuer führt das Arcana-Festival im Gesäuse jedenfalls noch bis 8. August 2010 mit Ensembles wie dem Schlagquartett Köln in die Welt der neuen Musik.