Reservetopf statt Bankensteuer

Unicredit-Chef wirbt für Bankenfonds

Die Unicredit-Bank mit Sitz in Mailand hat letzte Woche den Banken-Stresstest bestanden. Auch die Bank Austria gehört zu dieser Bankengruppe, die zu den größten in ganz Europa zählt. Der Chef der Unicredit, Alesandro Profumo richtet den Blick nach vorn: Er hält die in vielen EU-Ländern geplante Bankensteuer für einen Fehler und will statt dessen einen Bankenrettungsfonds.

Mittagsjournal, 29.07.2010

"Wichtige Übung"

Seit 13 Jahren leitet Alesandro Profumo (53) die Unicredit. Unter seiner Führung hat sie auch die Bank Austria übernommen und ist insgesamt zu einer der größten Bankengruppen Europas aufgestiegen. Beim Stresstest letzte Woche hat die Unicredit unter dem erprobten Krisenszenario die gestellten Anforderungen gemeistert - mit einem Eigenkapital von knapp acht Prozent, also doch deutlich über den mindestens geforderten sechs Prozent. Profumos Bewertung des Stresstests im Allgemeinen: "Ich glaube, dass Ganze war ziemlich wichtig, nicht nur wegen der Ergebnisse, sondern auch weil die verschiedenen europäischen Institutionen wirklich eng zusammengearbeitet haben. Das hat gut funktioniert, und war eine wichtige Übung."

Bankensteuer als Kassenfüller

Kritiker halten den Test allerdings für zu lasch. Das zeige sich schon daran, dass nur eine griechische Bank durchgefallen ist, und insgesamt nur sieben Banken den Test nicht bestanden haben. Profumo widerspricht: Die Banken hätten im vergangenen Jahr ihr Eigenkapital massiv aufgestockt, deswegen würden sie jetzt auch deutlich besser da stehen. Für viele EU-Länder stehen die Banken schon so gut da, dass man ihnen einen Bankensteuer abverlangt. Quasi, damit sie sich an den Kosten der Krise beteiligen. Beispiel Ungarn, aber auch Österreich, wo die Bankensteuer direkt in die leeren Staatskassen fließen soll.

Profumo will Rettungsfonds

Der Unicredit-Chef macht kein Hehl daraus, dass er von einer Bankensteuer rein gar nichts hält: "Ich glaube, die Bankensteuer ist ein Fehler. Zum einen, weil wir als Banken ja ohnehin schon Steuern zahlen, wie alle anderen Branchen auch. Zum anderen wird von uns verlangt, dass wir unser Eigenkapital noch weiter aufstocken, und wenn wir dann noch die Bankensteuer zahlen sollen, dann kann das wirklich schwierig werden." Deswegen geht Profumo auch schon seit einiger Zeit mit einem anderen Vorschlag hausieren. Er will die europäischen Großbanken dazu bringen, freiwillig in eine Art Rettungsfonds einzuzahlen.

"Rechtzeitig eingreifen"

Profumo hofft offenbar, damit in letzter Sekunde die Bankensteuer in Europa noch abzudrehen. Was Kritiker allerdings nicht mehr als allzu realistisch bewerten. Dennoch, der Unicredit-Chef bleibt dabei: "Es geht darum, Banken in Zukunft zu unterstützen, wenn sie in eine finanzielle Schieflage kommen. Wir haben gesehen, dass die Krise so begonnen und sich dann ausgeweitet hat. Mit dem 20-Milliarden-Euro-Rettungsfonds könnten wir schon in einer frühen Phase einer neuerlichen Krise rechtzeitig eingreifen. Das wäre ein Beitrag, den die Bankenindustrie leisten kann."

Insgesamt glaubt der Unicredit-Chef, dass sich die Situation in Europa einigermaßen stabilisiert hat. Die Gefahr einer neuerlichen Rezession sei mittlerweile viel geringer als noch vor einigen Monaten.