Ein kleiner Ort, weltberühmt
Giffoni-Festival für Kinder und Jugendliche
Film-Festivals gibt es gerade während des Sommers viele, das Giffoni-Festival in Süditalien ist allerdings einzigartig. Denn hier sind die Juroren ausschließlich Kinder und Jugendliche. Jedes Jahr sind Film-Stars wie Meryl Streep, Robert de Niro - oder heuer Susan Sarandon - live dabei.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 03.08.2010
Im Hinterland von Salerno
Musikalisch gesehen ist er der große Hauptdarsteller des Festivals: Dimitri Schostakowitsch. Zum vierzigsten Mal gibt der Walzer aus der Jazz-Suite den akustischen Rahmen für das Giffoni-Festival, das auch sonst im Kern unverändert geblieben ist - schwärmt der Schauspieler Cristian de Sica, Sohn des berühmten Regisseurs Vittorio de Sica - der zum dritten Mal teilnimmt.
"Wie schon der große Regisseur Francois Truffaut sagte, dieses hier ist ein ganz wichtiges Festival", so de Sica, "denn es bringt Kindern und Jugendlichen die Welt des Kinos und der Kunst näher. Ich selber fühle mich außerdem sehr damit verbunden, denn meine gesamte Familie - und das weiß fast niemand - kommt aus Giffoni."
Giffoni, das ist eine kleine Stadt, im Hinterland von Salerno gelegen. Eine ursprünglich arme Gegend, die heute durch das Festival einen gewissen Wohlstand und einen internationalen Ruf erlangt hat.
Kultur aktuell, 03.08.2010
Von und für Kinder gestaltet
Die Idee zu diesem einzigartigen Festival, das ganz von Kindern und Jugendlichen gestaltet wird, stammt von Claudio Gubitosi. Ende der 1960er wollte er etwas Bahnbrechendes in die Wege leiten. 1971 öffnete das Festival dann erstmals seine Pforten. Seit damals kommt alles was in der Filmwelt Rang und Namen hat im Sommer nach Giffoni, freut sich Claudio Gubitosi, auch heute noch Präsident des Festivals.
"Man kommt hierher um den Kindern etwas zu geben", sagt Gubitosi, "aber - und das ist das Geheimnis - man nimmt von hier auch etwas mit: viel Energie."
Die jugendliche Jury
Zwei Wochen dauert die Veranstaltung. Zwei Wochen, in denen Juroren im Alter von sechs bis sechzehn Jahren über Filme urteilen. Hollywoodfilme, Kurzfilme sowie Dokumentationen.
"Wir sehen uns die Vorpremieren an und sind später bei den Interviews dabei - das ist unser Tagesablauf hier", erklärt die elfjährige Loredana.
Die jugendlichen Juroren kommen aus rund 40 Ländern. Die 15-jährige Livia stammt aus Albanien. "Mich interessiert die Welt des Films sehr", sagt sie. "Ich interessiere mich aber auch für Musik, für die Schauspieler und für die Sänger. Außerdem finde ich es toll, dass wir den Stars hier Fragen stellen können - sowie Autogramme bekommen."
Und die zwölfjährige Alessia bringt es auf den Punkt: "Das hier ist eine Erfahrung für das ganze Leben."
Weltstars zu Gast
Giffoni wäre kein richtiges Festival, hätte es nicht auch einen Red Carpet. Und der wird täglich genützt. Berühmtester Stargast in diesem Jahr war Susan Sarandon. Die Oscar-Preisträgerin wurde hier mit dem Francois-Truffaut-Preis ausgezeichnet - benannt nach dem großen Förderer des Kinderfilmfestivals. Claudio Gubitosis Bilanz nach 40 Mal Festival ist ausgesprochen positiv. In Zukunft will er sich daher verstärkt der Aus- und Fortbildung widmen.
"Lange dachte ich: Warum sollte man hier nicht eine Schule für Zeichentrick machen?", sagt Gubitosi. "Warum sollte man nicht Schauspiel unterrichten. Und gleichzeitig Filme fürs Fernsehen und fürs Kino machen? Jetzt sind wir soweit: 2013 wird hier Giffoni Multimedia Valley entstehen."
Auf dass nicht nur große Stars nach Giffoni kommen, sondern auch zukünftige hier ausgebildet werden.