Bürokratie erschwert Hilfe
Überschwemmung: Kritik an Präsident wächst
Nach jüngsten Schätzungen sind bei den Überschwemmungen in Pakistan etwa 1.500 Menschen getötet worden. Zehntausende Soldaten und Rettungskräfte sind in den Katastrophengebiete im Einsatz. Aber die Hilfe ist unzureichend, sie kommt nur schleppend voran. Und ein Ende des Regens ist nicht in Sicht.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 03.08.2010
Hilfe nur schwer möglich
Die internationalen Helfer, Soldaten und Rettungskräfte tun was sie können, aber es ist nicht genug. Viele Katastrophenregionen sind unerreichbar. Die Wassermassen haben viele Brücken und Straßen mitgerissen. Die Kommunikationsverbindungen funktionieren vielfach nicht. Drei Millionen Menschen sind von den Überflutungen direkt in Mitleidenschaft gezogen. Sie haben ihre Häuser, ihr gesamtes Hab und Gut verloren, die Seuchengefahr ist nicht länger von der Hand zu weisen.
Flut riss Dörfer mit
Am schwersten betroffen ist das Swat-Tal. Dort sind mehrere Dörfer in den Fluten untergegangen. Die Bewohner dieser nordwestlichen Region leiden seit Jahren unter dem Terror der radikal-islamistischen Taliban. Durch die Militäroffensive der Regierung ist in dieser Gegend vieles verwüstet worden.
Essen nur gegen Ausweis
Die Bevölkerung des Swat-Tals fühlt sich im Stich gelassen, die Menschen sind frustriert und zornig. Vereinzelt blockieren sie die wenigen noch passierbaren Straßen um auf sich aufmerksam zu machen. "Wo bleibt die Hilfe?" schreit ein junger Mann. Er ist nicht der einzige, der das Krisenmanagement der Behörden kritisiert. Denn viele kämpfen mit den Tücken der Bürokratie. Wie zum Beispiel ein älterer Mann. "Ja, es sind Lebensmittelrationen eingetroffen. Aber die Behörden wollen zuerst einen Ausweis sehen, bevor sie mir etwas geben. Woher soll ich einen Ausweis nehmen, wenn ich doch alles verloren habe, auch meine Papiere", sagt ein älterer Dorfbewohner verzweifelt. Ein anderer junger Mann fordert völlig entnervt von dem unaufhaltsamen Regen eine Unterkunft, zumindest ein Zelt. Er wirft der Regierung vor, nichts zu tun.
Volk empört über Präsident Zardari
Für alle Unzulänglichkeiten wird vor allem der bei der Bevölkerung unbeliebte Präsident Azif Ali Zardari verantwortlich gemacht. Die Flutopfer sind empört, dass Zardari ausgerechnet jetzt, nach Paris und London gereist ist. Den Taliban kommt das wie gerufen. Sie sind zu gern bereit, verärgerte und enttäuschte Bürger in ihren Reihen aufzunehmen.