Neues Buch über den Architekten
Clemens Holzmeister
Am 26. Juli 1960 wurde das von Clemens Holzmeister errichtete Große Festspielhaus mit dem "Rosenkavalier" eröffnet. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums hat Wilfried Posch ein Buch über den österreichischen Architekten geschrieben, der die Architektur Salzburgs wesentlich geprägt hat.
8. April 2017, 21:58
Die Buchpräsentation fand natürlich im Großen Festpielhaus statt. Die Podiumsgäste diskutierten über den Architekten, der als Person nur schwer zu fassen ist. Niemanden hat Salzburg so sehr beeinflusst wie die Erzbischöfe und Clemens Holzmeister - darin sind sich alle Diskutanten einig. Schließlich hat Holzmeister nicht nur das Festspielhaus gebaut, sondern einen ganzen Festspielbezirk mitten in der Salzburger Altstadt. Doch wie hat er Salzburg geprägt?
Der Grüne Abgeordnete Johannes Voggenhuber sagt, im Unterschied zu den Erzbischöfen hätte Holzmeister die Moderne umgebracht: "Dieser Tod der Moderne, der hier zelebriert wurde, der beim kleinen Festspielhaus noch einmal zelebriert wird, das hat die Haltung der Stadt, die Konservierung der Stadt, die Konservierungshaltung gegenüber der Altstadt, das Aussperren der Moderne begründet."
Wilhelm Holzbauer ist ein Schüler Holzmeisters und baute das 2006 eröffnete Haus für Mozart, das früher "Kleines Festspielhaus" hieß. Er entgegnet: "Was ist die Moderne? Ist es die klassische Moderne, ist es die Bauhaus Moderne, ist es Dekonstruktivismus? Na stell' dir vor, ein dekonstruktivistisches Trumm würde hier herinnen stehen. Und außerdem ist es ja nicht so, dass er den großen Bauplatz gefunden hat, sondern er hat ein bestehendes Ensemble verändert."
Resonanzkassetten im Dach
Das bestehende Festspielhaus wurde zu zwei Dritteln abgerissen, die Hoftrakte sowie die Hofstallfassade und ein Teil der Mönchsbergwand wurden abgetragen. Holzmeister starb 1983. In einer Archivaufnahme erzählt er vom Großen Schauspielhaus: "Ich habe vor allem das Dach einer akustisch einwandfreien Lösung zugeführt indem ich Resonanzkassetten zwischen dem bestehenden Dachstuhl eingesetzt habe. Ich habe schließlich die Vorhalle versucht in ein würdiges Äußeres zu bringen."
Ein Schüler Holzmeisters ist Hannes Krebitz. Er hat als 23-Jähriger das Bühnenbild und die Zuschauergänge des Großen Festspielhauses gestaltet. Beim Gang durch das große Festspielhaus erinnert er sich an diese Zeit und an seinen Lehrer Clemens Holzmeister: "Er wollte eigentlich relativ wenig Technik haben im Sinne der Zwischenkriegszeit. Als Holzmeister den Auftrag bekommen hat, ist Herbert von Karajan da aufmerksam gewesen und hat seine Idee einer Technisierung, der neuersten Technik hineingebracht."
"Immer in der Nähe der Macht"
Clemens Holzmeister hat in seinen fast 97 Lebensjahren 736 Bauten und Projekte umgesetzt: Das türkische Parlament gilt als sein größtes Projekt, seinen Durchbruch als Architekt feierte er mit den Plänen für das Krematorium am Zentralfriedhof im roten Wien, aber er bebaute auch das schwarze Salzburg.
Holzmeister war ein politischer Mensch, der seine Fühler in alle Richtungen ausstreckte. "Er war wie ein Hofarchitekt", meint Johannes Voggenhuber, "immer in der Nähe der Macht; für das rote Wien das, für Salzburg jenes, für Ankara dieses. Es wundert ja auch nicht, dass so ein Mann gar keine Theorie haben kann, weil er müsste sich alle vierzehn Tage eine neue Theorie zulegen."
Die Kunsthistorikerin Monika Knofler, die das Werkverzeichnis in der Holzmeister-Biografie geschrieben hat, entgegnet: "Er war kein Theoretiker, er war ein Baumeister. Er wollte bauen. Er war ein Theatermensch. Also für mich ist es immer so, wäre er kein Architekt geworden wäre er sicher Schauspieler geworden."
Auch Bühnenbilder entworfen
Auch wenn er selbst nie auf der Bühne stand: Er entwarf oftmals das Bühnenbild am Wiener Burgtheater und baute nicht nur in Salzburg Theaterhäuser, sondern auch in Städten wie Linz und Istanbul. Übrigens stammt auch das ORF-Funkhaus in der Wiener Argentinierstraße von Holzmeister.
Service
Wilfried Posch, "Clemens Holzmeister. Architekt zwischen Kunst und Politik", Müry Salzmann Verlag