Über österreichische Vermittlung

Wieder Agentenaustausch in Wien

Wien ist offenbar eine Drehscheibe für den Austausch von Spionen. Israels Außenminister Lieberman hat einen von Libyen freigelassenen angeblichen Spion auf dem Flughafen Wien in Empfang genommen. Der Austausch kam angeblich über Vermittlung des österreichischen Geschäftsmanns Martin Schlaff zustande.

Morgenjournal, 09.08.2010

In Libyen verschwunden

Nur wenige Wochen nach dem spektakulären Agentenaustausch zwischen den USA und Russland hat es Sonntagabend auf dem Flughafen Wien Schwechat wieder eine heikle Übergabe gegeben. Die Vorgeschichte: Der Israeli Rafael Haddad befand sich nach israelischen Angaben seit März in Libyen wegen Spionageverdachts in Haft, nachdem er dort das jüdische Erbe fotografisch dokumentieren wollte. In Israel wurde das Verschwinden des israelischen Bürgers in Libyen geheim gehalten, während man hinter den Kulissen über seine Freilassung verhandelte.

In Privatjet Schlaffs

Am Sonntagabend habe der österreichische Geschäftsmann Martin Schlaff Haddad in seinem Privatflugzeug von Libyen nach Wien gebracht, so der israelische Rundfunk. Die israelische Botschaft habe Ärzte zum Flughafen gebracht, um Haddad nach seiner Ankunft zu untersuchen. Dieser solle am Montag im Flugzeug Liebermans nach Israel zurückgeflogen werden.

Zusammenhang mit Gaza-Hilfe

Zur gleichen Zeit versuchten mehrere Schiffe aus der Türkei, die israelische Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen. Mit der Vermittlung von Schlaff liefen die Verhandlungen über eine Freilassung Haddads aus libyischer Haft damals auf Hochtouren, was auch eine Erklärung für den angeblichen "Motorschaden" bei den blockadebrechenden Schiffen liefert. Die Fahrt sollte so verzögert werden, da die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen waren.

Häuser als Gegenleistung?

Die Nachrichtenagentur AP berichtet, dass ihm Rahmen des von Schlaff ausgehandelten Geschäfts im Juli 20 vorfabrizierte Häuser an Bord eines libyschen Schiffes über Al Arish in Ägypten nach Gaza gebracht werden durften. Lieberman wurde im Rundfunk zitiert, dass es die höchste Pflicht eines Juden sei, einen Gefangenen auszulösen und zu befreien.

Aus dem Urlaub geholt

Nach Angaben des israelischen Nachrichtendienstes Ynet machte Lieberman gerade in Moldawien Urlaub, als er von Schlaff gebeten wurde, nun nach Wien zu kommen, um den freigelassenen Haddad in Empfang zu nehmen und nach Israel auszufliegen. Österreich habe die Einreise von Haddad genehmigt, obgleich er keine Papier bei sich trug.

Bereits abgereist

So geheim wie er in Wien angekommen ist, so geheim hat er Wien am Vormittag auch schon wieder verlassen Der israelische Staatsbürger ist schon am Weg in die Heimat, wie der israelische Botschafter in Wien Aviv Shir-on bestätigt.

Mittagsjournal, 09.08.2010

Dank an Österreich

Es habe eineige Kontakte mit Österreich am Wochenende gegeben, sagt Botschafter Aviv Shir-on. Er lobt Österreich und bedankt sich für die unbürokratische technische Unterstützung durch die Behörden.

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