Anfang einer neuen Umweltphilosophie?

Ecuador: Geld für Nicht-Förderung von Erdöl

Ecuador will auf die Erdölförderung in einem Naturpark verzichten, wenn es einen finanziellen Ausgleich bekommt: Die Regierung stimmte einem Fonds zu, in den die internationale Staatengemeinschaft einzahlen soll. Es wird eine große Menge CO2 eingespart, aber auch die Ureinwohner wurden "gerettet".

Mittagsjournal, 09.08.2010

Indianervölker und Lebensraum gerettet

"Ecuador verpflichtet sich, die 846 Millionen Barrel Erdöl im Yasuní Nationalpark, den die UNESCO 1989 zum Welt-Biosphärenreservat erklärt hat, nicht zu fördern." Mit diesen Worten des ecuadorianischen Außenministers Ricardo Patiño ging ein zweijähriger Kampf der Ureinwohner Ecuadors für den Erhalt des Nationalparks Yasuní erfolgreich zu Ende. Der Nationalpark beheimatet eine einmalige Fauna und Flora und zwei Indianervölker, die kaum Kontakt zur Außenwelt haben.

Entschädigung für Nicht-Förderung von Erdöl

Die Vereinten Nationen und Ecuadors Regierung unterzeichneten ein Abkommen über ein Umweltprogramm. Ein Fünftel der Erdölreserven des Landes soll unter Tage gelassen werden, dafür erhält Ecuador von der internationalen Staatengemeinschaft rund 2,7 Milliarden Euro. Für die UN-Funktionärin Rebecca Grynspan ist dies ein großer Erfolg. Sie sagt: "Dieser Schritt bedarf einer starken Führung und einer großen öffentlichen Unterstützung, die Ecuador hat. 75% der Ecuadorianer unterstützen die Entscheidung zum Schutze des Nationalparks, was sehr wichtig ist".

Internationale Unterstützung

27 Regierungen haben sich an dem Treuhandfond beteiligt. Unter Ihnen die USA, Spanien und Deutschland. Das Klimabündnis Österreich unterzeichnete im Februar 2010 eine Unterstützungserklärung zur Rettung des Nationalparks. In den nächsten 18 Monaten rechnet die Regierung von Ecuador mit den ersten 80 Millionen Euro. Das Geld soll in Umwelt- und Sozialprojekte fließen.

Langfristig positive Auswirkungen

Paulina Garzon von Amazon Watch hofft, dass dieser Umweltinitiative in Zukunft noch weitere dieser Art folgen werden. Sie erklärt: "Es muss klar sein, dass Ecuador von seiner Erdölförderung abhängig ist. Aber die Zivilgesellschaft und die indigenen Gruppen haben die Hoffnung, dass diese Entscheidung der ecuadorianischen Regierung zu einer neuen Umweltphilosophie führen wird. Zu einer Philosophie, von der auf lange Sicht auch noch andere Regionen und Ureinwohner, die ebenso eines Schutzes bedürfen, profitieren werden."

Yasuní: Anfang einer neuen Klimapolitik?

Dem Weltklima bleiben durch diese ungewöhnliche Klimaschutzmaßnahme rund 400 Millionen Tonnen CO2 erspart. Und eine der artenreichsten Regionen der Welt bleibt erhalten. Doch erst die nächsten Monate werden zeigen, ob Yasuni ein neues, akzeptiertes Instrument der internationalen Klimaschutzpolitik werden wird.