Keine Aufklärung unter Putin

10 Jahre Untergang des Atom-U-Bootes Kursk

Genau vor zehn Jahren, im ersten Jahr der Ära Putin, ereignete sich eine Katastrophe, die damals Russland in Atem gehalten hat: Der Untergang des russischen Atom-U-Bootes Kursk. Die Mannschaft konnte nicht gerettet werden und Putin sagte lange nichts. In der Folge gab es verschiedene Anschläge, Unglücke und Katastrophen.

Mittagsjournal, 12.08.2010

Kursk: Unglück lange verschwiegen

Der August ist ein gefährlicher Monat, zumindest für die russische Politik. Heute vor zehn Jahren sank in der Barentssee das russische Atom-Unterseeboot Kursk. Die Öffentlichkeit erfuhr erst mit großer Verspätung von dem Unglück, die Marine mauerte, Präsident Putin war auf Urlaub und zeitweise sah es so aus, als wollte man die Havarie des Unterseebootes einfach verschweigen. Dann, zu spät, meldete sich Putin zurück: "Man kann feststellen, alles, was zur Rettung der Mannschaft nötig ist, getan wurde."

Internationale Hilfe angelehnt

Am Ende war die Besatzung, 118 Mann, tot und die Marineführung bloßgestellt. Hilfsangebote aus Norwegen und Großbritannien wurden aus Stolz und wohl auch aus Angst vor Spionage zunächst zurückgewiesen. Der Volkszorn kochte hoch, weil die politische Führung das vermeintliche Prestige des Landes über Menschenleben gestellt hatte. Als offizielle Ursache für die Katastrophe wurde schließlich ein defekter Torpedo genannt. Über die Kursk wurden zahlreiche Bücher verfasst, Gerüchte gestreut, bis schließlich die Öffentlichkeit das Interesse verlor und man heute konstatieren muss, dass man über den wahren Hergang der Katastrophe eben nicht abschließend urteilen kann.

Serie von Anschlägen: Alle nicht aufgeklärt

Die Anfänge der Ära Putin waren von Gewalttaten und Katastrophen überschattet: Es jährte sich damals der Jahrestag der seltsamen, bis heute unaufgeklärten Sprengstoffanschläge auf Moskauer Wohnhäuser. Es gab einen Terroranschlag auf die Untergrundbahn. Schließlich sollte auch der Fernsehturm in Ostankino in Flammen aufgehen.

Keine freie Presse mehr

Falls es damals überhaupt Hoffnung auf Besserung gab, dann die, dass der Jelzin-Nachfolger mit harter Hand die tieferen Ursachen dieser Probleme aufklärt und abstellt. Stattdessen kam es zur Entmachtung und Vertreibung des Oligarchen Boris Berezowski, dessen Einfluss auf die russischen Medien damals bedeutend war. Die vergleichsweise freie Berichterstattung vor zehn Jahren hatte Putin offenbar als gefährlicher eingeschätzt als einstürzende Bauten, Explosionen in der Untergrundbahn und sinkende Unterseeboote.

Völlig unkritische Berichterstattung

Ohne die Parallelen zu überziehen: Hitzewellen und Waldbrände werden Russland immer bedrohen. Doch nach zehn Jahren an der Macht hat sich das System Putin perfektioniert. Nichts wird aufgeklärt, Ursachenforschung im Keim erstickt. Niemand kritisiert Putins Forstgesetze, seine Entmachtung der Provinzverwaltung, niemand spricht über die möglichen Folgen dieser Maßnahmen für den Katastrophenschutz. Die Wälder brennen und die Medien zeigen Putin an vorderster Front im Kampf mit dem Feuer.